Chaoze One – Fame*

Das mir vorliegende Werk „fame*“ von Chaoze One wird im Pressetext folgendermaßen beworben: „Vielseitiger, anspruchsvoller und abwechslungsreicher HipHop, der durchdacht und fundiert, mal lyrisch, mal politisch und mal persönlich, und dazu noch immer hochklassig und intelligent ist.“ Ok… das scheint mir dann auf Anhieb gleich mal schwere Kost zu sein. Gab es so etwas in Deutschland schon mal? Das Album muss ja der Ferrari unter den Deutschrap-Releases sein. Was lässt mich diese Ankündigung erwarten, wo ich doch schon so völlig abgestumpft bin von den harten deutschen Straßen, die in billigen Simplerhymes, die dazu noch aus Anglizismen bestehen, jeden Tag auf mich einprasseln? Ich erwarte zumindest ein Album, das besser ist als der Rest. Ist das zuviel verlangt?

Tasten wir uns also ganz langsam ran… Die CD kommt in einem hochwertigen Digipak und mit einem tadellos aufgemachten 16-seitigen Booklet daher, das alle Texte des Albums enthält. Also schonmal ein  Pluspunkt. Nun schauen wir mal, wer so mit dabei ist: Lotta C. mit Gesang und Rap, Deadly T. von Anarchist Academy, die Microphone Mafia, die Irie Revoltes, die Perspectives, Greis (Schweiz), Nic Knatterton, Albino und Sista Zoum (Frankreich). Dazu sind mit DJ Ra und 12 Finger Dan gleich zwei DJ’s mit dabei. Und ich darf vorwegnehmen, dass sich von diesen Gästen, bis auf die Microphon Mafia, auf der gesamten Albumlänge keiner die Blöße gibt und immer mit dem Chef harmonieren. Denn die Menge der Beteiligten lässt nie den Vorsitz Chaoze Ones‚ über die ans Mikrofon gebetene Belegschaft anzweifeln. Dafür gibt es den zweiten Punkt.

Die Beats stammen alle von Chaoze One selbst, der auf diesem Longplayer eine zielsichere Liebe zum Detail an den Tag legt, die nie in endloser Spielerei ausartet. Musikalisch klingt er melodiös und organisch und dabei sehr vielseitig, lässt aber eine eigene konstante Handschrift erkennen. Weiterer Pluspunkt dafür.

Kommen wir zum Rap. Es wird schon im ersten Song schnell klar, dass der Mann auch einem Doubletime nicht aus dem Weg geht und, dass er sein Handwerk versteht, d.h. er vermeidet zu einfache Reime und passt sich rhythmisch immer passend an die unterschiedlichen Instrumentale an. Dazu kommt, dass er eine sehr wirkungsvolle, präsente Stimme hat. Auch dafür ein weiterer Pluspunkt.

Und inhaltlich? Tja, für alle Heads da draußen, die sich nachdenklichen, aber doch positiven Stuff wünschen, ist dieses Album genau das Richtige. Klar kommt hier und da ganz kurz der Zeigefinger durch, aber ist das nicht irgendwie immer so wenn jemand etwas Intelligentes sagt? Und ich hake das unter von harten Straßenrappern in mir geschürter Deutschrap-Zeigefinger-Paranoia ab und lasse mich mitziehen, in eine selbstbestimmte, vorwärtsgerichte Welt, die aus einem gesunden Meckern heraus entsteht. Ich empfehle dem geneigten Leser jedoch ausdrücklich eine eigene Reise in diese Welt zu unternehmen, weswegen ich hier nichts weiter davon preisgeben möchte. Zwei weitere Punkte dafür.

Also ja, ich stimme der Einschätzung des Pressetextes voll und ganz zu. Und Kritik habe ich keine? Doch, die habe ich, aber die behalte ich für mich, denn die kann nach so viel Lob nur noch belanglos wirken. Es gibt also sechs von sieben möglichen Punkten. Für einen Classic reicht es noch nicht, aber es ist auf jeden Fall mein erster Kandidat für das beste Deutschrap-Album 2007. Word.