Zenit – Natur und Industrie

Zenit -" Natur und Industrie"

Natur und Industrie“, hört sich schwer nach Konzeptalbum an. Der Berliner Produzent Zenit macht schon bei der Titelwahl klar, dass es ihm um mehr geht als schnöde 0815-Instrumentals abzuliefern. “Tatendrang contra Wörterzwang“, „Einstreuungen an der Doppelspule“ oder „Die Leiche im Teltowkanal“ seien auf diesem rein musikalischen Album hier nur als Auswahl genannt. Als Anspieltipp darf Track 3 „Organsprache“ empfohlen werden, der mit herrlich entspanntem Beat und tragenden Gitarren- und Piano Samples daherkommt.

Das Album ist abwechslungsreich, vielschichtig und alles andere als langweilig. Der Sampling-Anteil liegt bei 100 % und Zenit bewegt sich technisch wie musikalisch auf hohem Niveau. Er schafft es, schlüssige Songs zu komponieren und Progressive-Rock-Elemente mit organischen Drums zu verknüpfen. Es entstehen kleine musikalische Geschichten, die mit viel Gefühl und ohne Hektik erzählt werden. 

Was es allerdings mit den „Anekdoten über Getränkemarken und Schädelbasisbrüche“ auf sich hat, erschließt sich dem Rezensenten auch nicht so genau, muss aber wahrscheinlich auch nicht.

An Zenit ist der Welt ein begabter Prog- Rocker mit Herz und Verstand verloren gegangen, als er sich für dem Sampler, statt für die E-Gitarre entschieden hat, um seine musikalischen Visionen umzusetzen. Die dritte Veröffentlichung des Berliner Labels Edit kann als gelungener Wurf betrachtet werden. Zenit erfindet das Rad mit „Natur und Industrie“ zwar nicht neu, aber wozu auch? Das Album ist aber alles andere als eine lieblos zusammengefriemelte Sound-Collage und brilliert durch gekonntes Sampling mit bemerkenswerter Liebe zum Detail. Wer Alben wie DJ Shadows „Entroducing“ oder „Mezzanine“ von Massive Attack zu seinen Lieblingsplatten zählt, findet in „Natur und Industrie“ einen treuen Freund für seine iPod-Playlist, um sich standesgemäß durch den öffentlichen Nahverkehr der winterlichen Großstadt seiner Wahl zu schlagen.