Kopfhörer heißt also das neue Werk der beiden Münchener Fiva & Radrum. Nicht nur, dass ihr eigenes Label Kopfhörer Recordings, über das die Platte auch erscheint, gleichnamig betitelt ist, nein, ich nehme das auch als Zeichen, mir die Platte mal in Ruhe unter Kopfhörern anzuhören. Und einerseits erwarte ich eine Platte mit der Energie und dem Feuer einer Fiva–Radrum-Liveshow, die einmal erlebt, so schnell nicht mehr zu vergessen ist. Andererseits freue ich mich aber schon auf die introspektiven, gefühlvollen Songs, für die die Rapperin so gehatet und geliebt wird. Ich bin also gespannt.
Und es eröffnet sich einem schon in den ersten drei Songs ein sehr glaubwürdiger und perfekt durchproduzierter Golden Age-Soundteppich, zu dem Radrum dann auch immer noch den passenden Vocalcut parat hat. Der Stil ändert sich auf Gesamtlänge dann zwar nicht mehr, doch man kann nicht sagen, dass die fehlende Abwechslung an Klangwelten dieser Platte zum Nachteil gereicht. Die Beats unterstützen in allen Songs perfekt Fivas Raps und das macht das ganze Album sehr harmonisch.
Was kann man raptechnisch zum Beitrag Fivas sagen? Naja, sie reimt durchweg sauber in Simple- und Doublerhymes und passt sich jedem Beat sauber an. Sie weiß, was sie kann und was sie will, und das macht sie auch. Das macht die Platte schon dadurch zu einer sehr reifen, aber doch unangestrengt lässigen Scheibe.
Inhaltlich dreht sich alles um Fivas Welt und, in bestem Storytelling verpackt, lässt sie uns daran teilhaben. Sie schafft es bei einigen Tracks sogar sich den Hörer an ihre Seite zu holen und ihn das beschriebene Gefühl miterleben zu lassen. So sind „Schalldicht“, der das Verhängnis Drogen beschreibt, „Ich glaub an Dich“, die Religionskritik, und „Zeit die mir bleibt“, der die Krankheit Krebs thematisiert, absolute Gänsehautsongs.
Wer also mal wieder ein nachdenkliches und ebenso forderndes Album hören möchte, das absolut rund klingt, teils sehr bouncig und teils sanft daher kommt, der ist mit diesem Longplayer bestens bedient. Was weiterhin positiv auffällt ist, dass die Rapperin keinesfalls überemanzipiert oder männerfeindlich daherkommt, wie zum Beispiel eine ebenso auf Consciousness beharrende Joy Denalane. Es geht ihr um Rap und Aussage. Und das ist gut so! Man muss sich für die Platte öffnen und sich Zeit für sie nehmen. Dann wird einem wieder bewusst wie wichtig im Rap doch immer noch das Wort ist. Wirklich starker Auftritt.