Aci Krank Feat. Untergrund Soldaten – Kriegstape

"Ehrlicher, harter, straighter HipHop/Rap aus Westdeutschland" sagt der Promotion-Letter. Grosse Sprüche wie immer oder zur Abwechslung endlich einmal die Wahrheit?  Das neue Album des im Untergrund bereits hinlänglich bekannten Aci Krank und seiner Untergrund Soldaten hat laut Plattenfirma Harlem City Records aus Bielefeld jedenfalls den Anspruch, aufrichtig, ohne Bling Bling und "voller Power, Energie, Gefühl und Härte" seine Hörer zu erreichen. Also in gewisser Weise vielseitig und anders. Neben den Haupt-Protagonisten finden sich auch Jennesy, Schlafwandler, Kaisa Sosa, Paul G, sowie die derzeit extrem gefragten Feature-Gäste Automatikk, Frauenarzt und Manny Marc auf dem Silberling wieder.

Durch die Betrachtung des mit  "Kriegstape" anscheinend unmissverständlich betitelten Werkes fällt als einzige Abgrenzung zu anderen Hardcore-Acts zunächst aber nur auf, das Aci und Boxxxstar Anzüge tragen und sich nicht in üblichen Schlägerposen präsentieren. Cover also erstmal beiseite legen, die CD aus der Hülle nehmen, um die es eigentlich gehen soll, in den Player legen und los gehts. Meine Hoffnung: Bitte kein Standard-Deutsch-Gangsterrap, mit dem derzeit alles überschwemmt zu sein scheint.
Und tatsächlich – schon die ersten Tracks haben beinahe gar nichts von dem, was Woche für Woche die deutschen Plattenläden und Online-Stores mit immer gleichen Sprüchen, Inhalten und Einfallslosigkeiten flutet. Das Intro "Alles Was Ich Bin", wie auch "Glaub An Mich" und "Das Ist Schicksal" kommen ungewohnt ruhig, nachdenklich und mit Gesang(!) daher. Und auch beim Weiterhören wird immer deutlicher, dass es hier nicht um herkömmlich aggressive Texte mit Scheuklappen handelt, sondern vielmehr die Themen Ghetto, Immigration, Krieg auf der Straße und auch Politik aus ganz anderen Blickpunkten beleuchtet werden. Es wird deutlich, dass Representing und harter Rap auch umsetzbar sind, wenn man gleichzeitig auf Probleme und schlechte Seiten der eigenen Situation aufmerksam macht oder über gewisse Dinge nachdenkt ohne den Zeigefinger ständig aus der Tasche zu holen, wie das beispielsweise auf "Kriegskinder", "Soldaten Im Krieg" oder "Bruder Schau" geschieht.
Natürlich heisst das nicht, dass man es hier mit einem Soft-Album zu tun hat. "Auf die Fresse-Rap" gibt es mit den Songs "Ich geb nen Fick Auf Die Bullen", "Eine Schelle", "Kampfansage" und einigen mehr selbstverständlich auch, nur eben mit gewissen Unterschieden zum Standard, an den man sich schon beinahe gewöhnen musste.
Nicht unbedeutender Kritikpunkt ist jedoch die gelegentlich nicht zu 100 Prozent passende Umsetzung. Die Raps schwächeln an manchen Stellen und die Beats klingen einfach oft zu ähnlich und lassen etwas mehr Durchschlagskraft und Eigenständigkeit vermissen. Das Album wird dadurch kein vollkommes und abgrenzbares Machwerk, am Ende ist es schwierig, die einzelnen Tracks klar zu unterscheiden und gewisse Highlights heraus zu kristallisieren.

Festzuhalten bleibt dennoch, dass die Untergrundsparte des deutschen Gangsterrap-Modells mit dem "Kriegstape" endlich einmal angenehm aufgelockert wird und sich die Meinung bestätigt, dass selbst für Untergrund-Artists nachdenklicher Stuff mit Inhalt kein Tabu sein muss, sondern gelegentlich zwischen Todesdrohungen, Stories von Schlägereien und "Mein Ghetto ist das härteste"-Attitüden auch eine ganz willkommene Abwechslung ist.