Nach diversen Solo- bzw. Mixtape-Releases der Künstler Ren Da Gemini, Agent I, DJ iLL, Blessed Child und Sarajevo Kids, hat das Freiburger Untergrund-Label Rapkilla Records nun seinen ersten Labelsampler "Gang Member Vol. 1" veröffentlicht. Auf 20 Tracks, produziert von DJ iLL, Rocky Z, Skome und BeatGees, soll der deutsche Hardcorerap-Sektor wieder zum brennen gebracht werden.
Auch die Liste der Featuregäste macht dem Untergrund-Fan Hoffnung auf ein hartes Deutschrap-Album, bei dem es ordentlich was auf den Deckel gibt. Aci Krank & Boxxxstar, Frauenarzt, VS-Mafia, sowie die Newcomer von Dead Game Records, Keskin, geben sich die Ehre. Ausserdem zeigen auf "Konnekktet", zu dem auch gleich noch ein Video gedreht wurde, die Nürnberger Automatikk, wie gut die Rapkilla Artists vernetzt sind. Diese Kollabo ist dann auch schon perfekt gelungen und zählt definitiv zu den besten Tracks von "Gang Member Vol. 1", wie auch "Alles Echt", der Introsong des Samplers, der wunderbar aufgeräumt, wie eine Präsentation in Gangsterrap-Manier wirkt und am Anfang genau richtig platziert ist. In diese Kategorie zählen auch "Krieger, Hustler, Pimps" oder "Überfall", die verdeutlichen, dass mit den Gangmembers nicht zu spassen ist. Auch Tracks mit nachdenklichem Hintergrund wie "Ich Bin Verloren" und "Alptraum" werden durchaus gut und ehrlich klingend übermittelt und zeigen, dass die Rapkilla Artists auch einiges zu erzählen haben.
Andererseits hören sich auch einige Songs, wenn auch mit DJ iLLs Beats soundtechnisch gut bis sehr gut umgesetzt, etwas verbraucht an. Natürlich darf man bei Hardcore-Alben dieser Art nicht mit Blick auf Reimtechniken und Flows bewerten, was auch deutlich ausgedückt wird: "Was hier zählt sind nicht Skills, kein Doubletime/ Sag mir Bruder, was hast du von einem Doublerhyme." Das sind nicht die Ziele der Freiburger Jungs, dennoch klingt vieles einfach zu angepasst an diejenigen Acts, vor allem aus Berlin, die diese Art von Rap im deutschen Untergrund so populär gemacht haben. Das soll keinesfalls heissen, dass die Rapkilla Artists nicht rappen können. Glücklicherweise handelt es sich nicht um Möchtegern-Gangster, die einfach ausprobieren wollen, ob sich auch mit einigen Disstracks ein bisschen Geld verdienen lässt. Die meisten sind schon seit einigen Jahren dabei und können auch das Gefühl vermitteln ihre Sache ernst zu nehmen, trotzdem drängt sich einem beim Durchhören zwangsläufig der Gedanke auf, von gefickten Müttern, Drohungen und Lösegeldforderungen in diesem Umfang schon genug gehört zu haben.
Unterm Strich steht ein aggressives Straßenalbum, dass auf der einen Seite gut produziert, knallhart und auch interessant ist, jedoch teilweise auch zu durchschnittlich und konturlos klingt. Zwar wird dem Hörer guter, harter Rap geboten, diverse Tracks lassen aber einfach einen typischen Charakter von Rapkilla Records, einen besonderen Wiedererkennungswert, vermissen. Einige Ansagen, wie beispielsweise auf "Nimm Ihn" oder "Du Schwein" hätten auch interessanter verpackt werden können, das Talent und die Möglichkeiten sind zweifellos vorhanden.