„…lehn dich zurück und lass das Wunder beginnen, eine Sekunde die Hunderte sind, eine Sekunde reicht, man kann sich in der Musik verlieren, es ist ganz leicht entspann dich, fühl den Beat in dir pulsieren, dann schließ die Augen atme tief ein und aus, in der nächsten Sekunde bist du in sie eingetaucht, in nur einer Sekunde kriegst du gute Laune und schon eine später kommst du nicht mehr raus aus dem Staunen, Rapshit in dieser Form gab es noch nie in deinem Leben, in dieser Sekunde begibst du dich auf neue Wege….“
So beginnt Meyah Dons endlich erschienenes drittes Solo ‚Auf neuen Wegen’. Diesmal auf dem neuen Label Edit Entertainment, aber mit altbewährtem Tiefgang. Produziert hat Meyah Don für mehrere Tracks selbst, hat jedoch auch auf DJ Nicon, Big Bennai, Anaconda, Somow, Gundee, DJ 8 und seine Labelkollegen Gris und Zenit zurückgegriffen. Featuretechnisch herrscht hier Inzest. Außer einem traditionellen Justus Gastspiel bleiben die fest in Labelhand. Musikalisch ist dieses Album sicherlich eine Weiterentwicklung, der Sound bleibt aber typisch.
Eigentlich ist jeder Track dieses Albums eine Erwähnung wert, so vielfältig kommt ‚Auf neuen Wegen’ daher. ‚Vorkocher- eine Sekunde reicht….’ mit DJ Fiks ist das perfekte Intro und bietet einem an, sich entspannt auf der Couch zurückzulegen und 19 mal Kreativität auf sich wirken zu lassen. Das erste Highlight ist zweifellos ‚Hab keine Angst’ des Dreamteams Gris und Meyah Don. Der Beat bumst und „…glaub mir, auf uns Zwei ist verlass wir sind immer genau anders als der meiste Hass, vertraut mir…wir hams nicht leicht gehabt, doch wir lernten und entwickelten uns meisterhaft…“ trifft es auf den Punkt. ‚…immer der Gärtner’ ist dann das, was Meyah Don anders macht als andere: Exquisites Storytelling mit dem ganz besonderen Öko-Einschlag. Leicht melancholisch stimmt einen ‚Regentag’. Es tröpfelt dahin wie „…ein äußerst träger Tag, bei dem man ablegen darf, sich gar nicht erst bewegen mag…“ und jeder der schon einmal bewusst die Luft nach einem Sommerregen eingeatmet hat wird dieses Lied lieben. ‚Über Dosis’ hat mich schwer beeindruckt. Was man alles mit dem Wort ‚über’ anstellen kann! Ein Representer mit Ohrwurmpotenzial. ‚Klimawandel’ schildert böse und ironisch eine Welt in der Berlin nach einer Klimakatastrophe am Meer liegt. Danach endlich das Justus Feature. ‚Aus unbestimmten Gründen pt.2’ ist lyrisch abgerundetes Storytelling mit DJ Fiks. Eine blutige Wild West-Geschichte, die an Dramatik nichts gegenüber seinem Vorgänger eingebüsst hat und mit einer netten Melodie unterlegt ist. ‚Stell dir vor…’ „…es gäbe Wesen, die diesen Planeten ständig beobachten. Was würden sie denken? Würden sie um die Erde weinen oder sich totlachen…?“ ist eine visionäre Spielerei im Dialog mit dem wie immer großartigen Boba Fettt. Zu ‚Plantman pt.2’ braucht man nicht viel zu sagen, genauso genial wie der erste Teil. ‚Mein Vater’ ist dann das sanfte Ende. Eine Liebeserklärung an einen Vater, eine Familie, eine Kindheit.
Wer intelligenten Rap mag, wird Meyah Don mögen und wer Meyah Don mag wird ‚Auf neuen Wegen‚ lieben. „Ich bin und bleibe Meyah Don, ich weiß genau woher ich komm, weiß nicht genau wohin ich geh, doch versuche meinem Leben einen Sinn zu geben.“ Na hoffentlich geht es schnell in Richtung viertes Album.