Agrip Nassim heisst übersetzt ‚Skorpions Brise‚. Der 24-jährige Frankfurter solte mit seinem Debut-Album ‚Hayet‘ laut EMI wegen ‚immer stärker, eskaliereder Konfliktsituation zwischen der christlichen und islamischen Glaubensgemeinschaft‘ erst nicht veröffentlicht werden. Nun kommt die Platte über Geil Records.
Agrip ist Anti-Bush, Anti-Deutschland, Anti-Aggro, Anti-Alles. Radikal ist ein gutes Wort um sein Erstlings-Werk und die Meinung, die er darauf vertritt zu beschreiben. Radikal ist seine Meinung gegenüber der Gesellschaft, in der er lebt, gegenüber dem Israel-Palästina-Konflikt und sind die beiden Extreme zwischen denen er sich bewegt. Auf der einen Seite wird er scheinbar von Zukunftszweifeln zerfressen und von Emotionen erdrückt, nicht wissend wie mit diesen umzugehen ist. Anstatt aus den Umständen, die ihn umgeben neue Kraft zu schöpfen wird alles auf negativ gepolt. Auf der anderen Seite wird wahllos mit politischen- und sozialkritischen Parolen im Stammtisch-Style um sich geworfen. Der Flow und seine Skillz sind noch sehr ausbaufähig und der Thematik, mit der er sich auseinander setzt, nicht gewachsen. Die Beats sind zwar teilweise musikalisch sehr ansprechend, aber verstärken die melancholische Stimmung auf der Platte nur noch mehr. Man wird allein vom Zuhören depressiv.
Das einzige erwähnenswerte Feature ist Bea Steel. Bemerkenswerte Stimme. Was jedoch nervt sind solche Tracks wie ‚Bloodsport‘, in denen man nicht dahinterkommt, welche konkrete Aussage Agrip Nassim macht oder, was er damit bewirken möchte. Es steht einfach im absoluten Wiederspruch zu Sachen, die tatsächlich mal treffend sind, wie zum Beispiel im Refrain von ‚Du und Ich‘: ‚ Worte, die wir sprechen in den Worten, die wir leben, sind die Feinde, die wir schiessen um uns selber zu vergeben‘ oder ‚Mein Kind‘, in dem er um das Leben seines Kindes betet. In diesen Songs stimmen Vortrag und gewollte Nachdenklichkeit überein und offenbaren ein interessantes Stück seiner Seele.
Alles in allem packt Agrip ein paar wirklich ‚heisse Eisen‘ an, aber einfach zu unreflektiert, einseitig betrachtet und propagierend. Er spricht aus, was viele denken, aber nicht gut genug durchdacht. Diese ‚jo ich bin hart und ficke dich‘-Sprüche machen das Ganze auch nicht besser, eher noch unhörbarer. Man wird beim Zuhören nur von Agrips unreflektierten Emotionen zerdrückt, mehr nicht. Alles ist Scheisse, keine Perspektive in diesem Land, Deutsche sind sowieso engstirnig und intolerant und das ganze Leben hat keinen Sinn. Man spürt seinen Hass auf das Leben und seine Ängste davor in fast jeder Zeile. Man kann für dieses Kind der Strasse nur hoffen, dass es irgendwann seinen Seelenfrieden findet. Inshallah!