An Eko Fresh scheiden sich die Geister. Für einen Großteil der deutschen Rap-Hörerschaft ist sein Weg vom "König von Deutschland" zum Picaldi und Cordon Sport tragenden "Gheddo-Gangbang-HartzIV-Jungen" schlicht und ergreifend absolut unverständlich. Andere zollen ihm nach wie vor Respekt und bleiben ihm treu. Zur dritten Gruppe gehören diejenigen, in deren Augen Ekos Stern erst durch die Zusammenarbeit mit Bushido aufging. Ihn interessiert das, so glaube ich, so sehr, als würde in Westchina ein gelbes Fahrrad umfallen. Ek will von oben nach unten nach oben, mit dem Kopf durch die Wand, durch die Mitte an die Spitze. Oder doch einfach nur wieder auf seinen Thron?
Sorry, ich kann diese Frage leider nicht beantworten, aber verkünden: "Ek Is Back". Und zwar mit seinem neuen Album "Hart(z) IV", das unter anderem mit diesem Track, als zweitem Release, aufwartet. Der Aussage des Titels ist nichts weiter hinzu zu fügen. Doch Ek ist nur zur Hälfte back. Die Scheibe bietet nämlich einen relativ gelungenen Mix zwischen altbekannten Skillz des ehemaligem Mönchengladbacher "Bravorappers" und seiner neuen thematischen Ausrichtung gen Albumtitel, die mal mehr, mal weniger gut zur Geltung kommt.
Den Einstieg liefert, an dieser Stelle wohl genau richtig, die "Ruhe vor dem Sturm", die sich schon während des Tracks zum Sturm entwickelt. "Der Don 2" nimmt sich selbst aber eher wieder den Wind aus den Segeln, was ihm aber verziehen sei, da der nächste Hurricane mit "Hart(z) IV" schon wieder im anrollen ist. Hater schließt die Fenster, holt die Kinder rein!
Aber kommen wir wieder zur objektiven Albumkritik. Ek packt einfach Aussagen und Songs auf seine LP, die jemand wie ich, als weder besonders großer Fan noch Hater, einfach feiern muss. Dazu gehören Tracks wie "Was Kann Ich Dafür" und "Bazen", wobei ich bei letzterem außer "Hart(z) IV", "Eko Fresh" und "BoomBoom" leider nicht verstehe, was Killa Hakan und Ayas Kapli zum Besten geben. Vielleicht kann mir ja jemand, der der türkischen Sprache mächtig ist, mit einem Kommentar helfen. Außerdem werden dem Hörer wieder in alt-gewohnter Eko-Manier Textstellen wie "Kommt mein Album auf den Markt, ändert sich der Eurokurs" oder "Sie tauften mich Don, du hast haushoch verlorn, deine Waffen sind nur aus Styropor" um die Ohren gehauen, bei denen nichts als Lachen angesagt ist. Und zwar im positiven Sinne, falls sich jetzt schon wieder jemand die Hände reiben sollte, einen boshaften Kommentar abzulassen. Sein Humor ist ihm auch im "Gheddo" nicht abhanden gekommen. "Darauf Kannst Du Gift Nehmen"!
"Bitanem (Meine Türkische Freundin)" hebt sich deutlich vom Rest ab und zeigt Ek wieder von einer anderen Seite. Des Weiteren komme ich wieder nicht umher, "Ihr Werdet Uns Nicht Los" mit Saad als, zumindest für mich, absoluten Höhepunkt des Albums hervor zu heben. Diese Hymne ist der Hammer auf den Kopf der deutschen Rapwelt und kann gleichzeitig für den Rest des Albums und das hohe technische Niveau stehen. Der Skit davor trifft wie die Faust aufs Auge, gebt euch das!
Neben Baba Saad, Killa Hakan und Ayas Kapli stehen Eko Fresh noch Antigaranti, SD, G-Style, Hakan Abi, Kingsize, Summer Cem, Kay-One, La-Honda, Billy, Capkekz und natürlich Bushido, textlich zur Seite.
Das Gipfeltreffen der selbsternannten Könige, namens "Gheddo", dürfte mittlerweile auch hinlänglich bekannt sein und macht Eko Fresh, wie von allen Seiten erwartet, zum King für eingefleischte Ekrem Boraner und zum Hassobjekt für alle, die ihn nie leiden konnten oder ihn nicht mehr verstehen können. Das Gheddo-Thema zieht sich auf weiteren Songs wie "Stenzgang", dem etwas gewöhnungsbedürftigen aber keinesfalls schlechten "Westside" oder "Komm In Mein Viertel" durch das gesamte Album und bleibt weiterhin für viele unverständlich. Irgendwie passt vieles an Eko einfach nicht in die Gangster-Ecke, auch wenn er versucht, es so gut wie möglich zu verkaufen.
Der Sturm wird wohl vorerst noch kein Ende nehmen. Weder was Ekos Veröffentlichungen betrifft, noch die mit Sicherheit wieder aufkommende Diskussion. Einen Vorgeschmack darauf gab uns bereits die Nachricht, dass das Album aufgrund des Liedes "Noch Einmal", in dieser Version, wieder aus dem Handel genommen werden soll. "Hart(z) IV" ist genau das Album geworden, das die meisten erwartet haben. Technisch gesehen spielt Eko in der Rap-Bundesliga um den Titel und ist nahezu nicht angreifbar. Inhaltlich werden Ansagen, für die ich jetzt nur einmal stellvertretend Worte wie "Hartz", "Gheddo", usw. nennen will, leider viel zu oft geshouted und Ekos Imagewechsel bleibet für viele weiterhin unverständlich. Die Konfrontation wird mit diesem Album sicher nicht heruntergeschraubt. Dennoch geht Ek seinen Weg und liefert ein raptechnisch überdurchschnittliches Album ab.