RIZE – DVD

Wer im vergangenen Jahr, genauer im September 2005 versäumt hat, sich den Dokumentar-Film „Rize“ im Kino anzuschauen, oder aber neulich nicht der Fernseherstausstrahlung auf MTV oder den clownschen Shows – in Berlin – von Tommy and The HipHop Clowns beigewohnt hat, oder aber Beides wahrgenommen und dies gern bei Gelegenheit erneut tun möchte, kann sich freuen, denn Rapid Eye Movies präsentiert dieser Tage den Film, plus Zusatz-Features auf einer Doppel-DVD. Lange Rede, kurzer Sinn: Es liegt eine DVD vor, welche interessant für jeden sein dürfte, für den Tanzen nicht nur Zappeln am Samstag bedeutet. Clowning und Krumping ist nicht neu, für die breite Masse aber schon. Es handelt sich tatsächlich auch viel mehr um ein soziokulturelles Movement, als nur um bloßes Tanzen.  

Beleuchtet wird sozialer Background der am Movement beteiligten – in forderster Front, ganz klar: Founder Tommy, welcher sich selbst vor Jahren, nach einer Inhaftierung aus der Kriminalität holte und fortan als Clown die Geburtstagsfeiern der Kids in seiner Hood bereicherte. Sein Beispiel wurde publik, es schlossen sich im weitere Jugendliche an, später gründete Tommy eine Tanzakademy, wieder später formierten sich, um Tommys Bunch herum etliche weitere Gruppen, ähnlicher Art. Man spricht bis dato von ungefähr fünfzig Gruppierungen, die tatsächlich dazu führten und führen, dass Jugendliche, mit sehr schwachem sozialen Boden, sich anderen Dingen widmen, als beispielweise dem vermeindlich unausweichlichem Anschliessen an Gangs und Kriminalität. Und so betrachtet sich jeder Einzelne, sei es nun Popper, Krumper, Clowner oder Stripper auch nicht als Bestandteil eines aufkommenden Trends, sondern als sich ausdrückendes Individuum, welches von Glück sprechen mag, Tanzen als eine Art Lösung für sich entdeckt zu haben.  

Weitere Figuren des Films heißen Larry, Lil C, Miss Priss, El Nino, La Nina, Lil Tommy, Lil Mama, Daisy, Tight Eyez, Baby Tight Eyez, Quinesha, Swoop, Big X und Dragon, welche Alle, wie auch Tommy, in South Central / LA aufwuchsen – der Macher des Films ist der äußerst bekannte, amerikanische Fotograph und Videokünstler David LaChapelle. Dass eine Reportage dieser Art von einem Celebrity-Fotograph erarbeitet wurde, hat Für und Wieders. Man kann auf der einen Seite zwar von untrüglichem Gespür für Szenerie sprechen, welche beeindruckendes Material erfasst und, zum, dem Movement zugehörigen Sound optimal beigibt (so verbindet er z.B. Krumping-Tanzszenen mit Aufnahmen der Nuba, welche einst von Leni Riefenstahl erfasst wurden), kann aber auch behaupten, dass genau dieses, eigentliche Talent, teilweise leider auch zur Verkitchung führt, und sich zum Beispiel in schier ewig anhaltenden Öl- und Glitzer-Körper bewegen sich geschmeidig in blau / violettem Licht-Szenen ergibt.  

Dennoch scheint es gut, dass sich jemand dieser Thematik angenommen hat, denn das Movement wächst, erhält Anerkennung und Respekt – was Lob für Clown-Vater Tommy, aber auch neue, offene Türen, im Kampf gegen sozial Unterdrückung bedeutet. La Chapelle fast sicher bei der Gelegenheit auch Unmengen von Schmott ab – und so hat wohl jeder was davon.  

Und wir nun auch. „Rize“ ist auf DVD draußen und es macht wirklich Freude sich den Film anzuschauen. Noch Zweifel? Dann lasst mich noch erwähnen, dass es zusätzlich zur eigentlichen Reportage, fürhin noch Interviews, Extended Dance-Szenen, unveröffentlichtest Side-Material, Trailer, Postkarten, Sticker und Poster gibt. Überzeugt?