Bass Sultan Hengzt – Berliner Schnauze

„Ich bring die Kanaken-Welle / Deutscher Rap hat braune Augen“  

Die Berliner Schnauze ist bereit, um anzugreifen. Erneut ein Berliner, der an seine Karriere als Rapper geglaubt hat – und nun ist es soweit, die Preise und „dick Cash“ können kommen. Amstaff steht hinter diesem Künstler, sozusagen eine Art Familienunternehmen, da hätten wir zum einen den großen Bruder Mr. Long Labelchef (neben Frauenarzt) und selber Act bei Amstaff. Dann Pornorapper King Orgasmus, enger Freund und derjenige, der seinerzeit aus dem rohen Hengzt einen hochkarätigen Edelstein schliff. Er sah das Potential. Jetzt ist Atzenrapzeit, ganz klar.

Fans waren schon zu Untergrungzeiten massig da gewesen, warum also jetzt nicht mit Video auf Viva und MTV? Es kann wirklich nicht schlecht sein eine gewisse Rapvielfalt im TV zu haben. Da gibt es Studenten-Rap, Party-Rap, Aggro-Rap, Block-Rap und nun Atzen-Rap. Jetzt geht es von der Mzee-Bühne ab auf die Mainstage. (Ich meine, Savas stand vor nicht all zu langer Zeit im Schlabberlook mit den Royal Bunker-Kollegen genau dort. Heute, mit ordentlichem Outfit, performed er auf der Hauptbühne als Mainact vor Tausenden.) Zahlreiche Features sind zu hören. Automatikk, die erst Rap auf Englisch machten, Support von Group Home in Nürnberg waren und jetzt "Pseudo-Atzen-Rapper" sind. Was soll ich zu einer solchen Mutation sagen. Zum Glück ist Ilan derjenige, der dem Ganzen die Sounduntermalung verpasst hat und jenen Feature-Track hörbar machte. Unecht „Banger“ sein kommt nicht gut, meiner Meinung nach.

Zur Freude aller fanden aber noch einige andere den Weg in die MurderBass-Studios (und andere Berliner Studios). Lustige Kunstwerke sind entstanden, unter anderem mit Sido Gold, J-Luv, Fler, Godsilla, Afrob und King Orgasmus One. Auf Einige möchte ich besonders eingehen. J-Luv zum Beispiel ein ganz besonders eigener Künstler, der, wie ich schon bei seinem Lieblingsrapper-Album-Feature erwähnte, durch seine besondere Art jeden Track vergoldet. Zu hören ist er mit Hengzt auf  „Kennst Du Mich Noch“. Musik von Ilan und J-Luv. (Nie habe ich einen Mann das Wort WAHNSINN schöner sagen hören.) Muss sich ein jeder anhören, ob Mann oder ob Frau. Auch der Aufruf an die Berliner Frauen. Hengzt sucht in diesem Track seine langjährige Liebe, die Frau auf die er schon seit der 3. Klasse scharf ist. Hengzt, es werden sich wohl bald viele Mädchen an dich erinnern und die Eine, deine Nummer 1 sein.

Fler ist auf Berliner Schnauze ein gern gesehener Gast. Ganze drei mal darf er Geld verdienen. Auf „Goldkettentrend 2“ (von den Beathoavenz), „Dumm Fickt Gut“ und „Down“ ein besonders schöner Track, vor allem weil Fler sein ganzes künstlerisches Potenzial zum Besten gibt. Seine Lines gehen folgender Maßen: Amstaff, Bass Sultan Hengzt, ohh, ohh, los geht’s, cheah, cheah, brrrdd, ahhh, shit, was?, yeahh, ohhh, ohhh, boy, nein“ usw. Sehr geil, gefällt mir. Wenn er dafür cash kassiert, wieso nicht. Auf „Dumm Fickt Gut“ gehen beide dafür richtig ab – und das auf  einem Beat mit typischer Desue-Handschrift. Klar, wenn ein Thema richtig gefällt, dann ist die Energie und die Motivation auch eine ganz andere. Ich habe mal gehört, dass der Royal Bunker als eine Schmiede für einzigartige Skits gilt. Doch nach einem sprechenden „kleinen GROßEN Hengzt“ (wenn ihr versteht was ich meine) auf dem „Komm Klar“-Skit bin ich mir dessen nicht mehr so sicher und gespannt was es in Zukunft von den „Rüpelz“ zu hören gibt.

Ansonsten erklären uns Sido Gold und Bass Sultan Hengzt zum Schluss noch, dass sie „So Bin Ich „ sind und ihr Ding machen. Ganz egal was alle anderen sagen, wir sollen sie doch bitte „so mies, so dreckig, so dumm, so kacke, so scheiße, so billig“ lassen. Okay! Ach ja, Musik hat Paul Nza gemacht, E-Gitarren Sample. Hiddentracks gibt’s im Übrigen nicht. Ich dachte kurzzeitig einen auf mysteriöse Art und Weise gehört  zu haben. War nur ein Wunschtraum. Aber einmal abgesehen von den ganzen Features ist es doch DJ Ilan, der das Album – und damit auch den Künstler Bass Sultan Hengzt –, mit seinen besonderen Produktionen auf die nächste Stufe verholfen hat. Nicht umsonst wurde er für den Echo 2005 als bester Produzent national nominiert. Soll heißen, dass Bass Sultan Hengzt sonst nie Mainstreamtauglich geworden wäre.

Das Album ist wider Erwarten sehr gut und abwechslungsreich geworden. Einige Features wie z.B. Afrob hätte man sich sparen können. Doch die Tracklist geht bis Nummer 24, also keine Panik. Jetzt ist Atzen-Rap-Zeit.