Wer sich in der Vergangenheit etwas mit Supernatural auseinander gesetzt hat, der weiß, dass der sich in der HipHop-Community im Wesentlichen einen Namen als Freestyle-MC gemacht hat. Unzählige Freestyle-Battles hat der Herr in seinen nunmehr 15 Berufsjahren schon hinter sich gebracht. Namhafte Gegner waren unter anderem ein gewisser Eminem und der hochgelobte Juice. Doch eines hat Supernatural in den 15 Jahren nicht auf die Reihe bekommen… ein Studioalbum. „S.P.I.T. (Spiritual Poetry Ignites Thought)“ schließt nun diese Lücke.
Die Vergangenheit sowie die Gegenwart haben bewiesen, dass ein exzellenter Freestyle-MC nicht automatisch auf einem Album zu überzeugen weiß. Ein herausstechendes Beispiel finden wir beim Ex-Ruff Ryder Jin, der momentan als „The Emcee“ einen Versuch startet, seinen missglückten Einstand wieder wett zu machen. Andererseits gibt es da auch einen Slim Shady… dazu braucht man nicht mehr sagen.
Das man sich als Freestyle-König, wie sich Supernatural gerne selbst sieht, auch feiern lassen möchte, ist durchaus verständlich und legitim. Übertreiben sollte man es jedoch nicht. Womit wir gleich bei Supernatural’s größtem Problem wären. Seine Lyrics beschäftigen sich eindeutig zu viel mit seinen Erfolgen als Freestyle-MC – oder will jemand ernsthaft behaupten, dass es dringend notwendig ist, in 8 Tracks davon zu sprechen und dafür so schöne Kompositionen wie das von Marco Polo gelacte „Not That Way“, Beanone’s Kreation „What’s My Name“, DJ Rhettmatic’s „Throw It Up“ und Evidence’s (Dilated Peoples) „Off Top“ zu verheizen? Natürlich gibt es auch MC’s, die diese Story auf 8 verschiedene Weisen und stets interessant darbieten können. Zu denen gehört Supernatural leider nicht. Das auf dem Album dargebotene Vokabular ist für einen Freestyler sehr dünn. Auch vermisst man die zerstörerischen Punchlines. Es findet sich kein einziger wirklicher Battle-Track.
Dafür hat Supernatural seinen jüngeren Zuhörern Einiges zu erzählen. Während er auf „I’m A Fighter (ft. Choklate)“ seinen eigenen harten Werdegang darstellt und klar macht, dass man ohne kämpferische Ambitionen und eisernen Willen kaum etwas erreichen wird, nutzt er DJ Khalil’s ruhige Konstellation „The Children“ dazu, den Kids mit Hilfe eines Mixes aus direkter Konversation und Geschichte zu zeigen, in was für Richtungen sie sich entwickeln können. „Rise (ft. Choklate)“ hat hingegen schon wieder diesen typischen Character des Storytelling aus dem Ghetto. Da gibt es dann eine Frau, die sich für Bares penetrieren lässt, einen Hustler, der an der Ecke steht und einen Kriminellen, der bei bewaffneten Überfällen auch schon mal seine AK sprechen lässt.
Großes Kino dann bei „Black Opera“, dass an den Reglern von DJ Muggs entstanden ist und Mr. Lex Diamond aka Raekwon persönlich featuret. Atmosphärisch ist das Stück an die vergangenen Tage des Wu-Tang Clans angelehnt und Raekwon kann auf ganzer Linie überzeugen. Supernatural hingegen klappert mit seinem Flow deutlich hinterher, den er auf diesem Track, mir völlig unverständlich, in leicht staubiger Oldschool-Manier darbietet.
Wie anfangs schon erwähnt, kann man eine Bühne nicht mit dem Studio vergleichen. Trotzdem sehr solide in der Grundstruktur.