Quakeman – Kraft Scheint Unendlich

Der Kölner MC Quakeman geht mit seinem Debüt-Album „Kraft Scheint Unendlich“ an den Start, welches er auf dem von ihm gegründeten Gyata Label herausgebracht hat. Positiv fallen zunächst die abwechslungsreichen und ins Ohr gehenden Beats auf: „Pump Das“ bounct, wie es sich für einen ordentlichen Synthie-Club-Banger gehört, gleiches gilt für „Pimp“. Das entspannte Instrumental für „Es Gibt Schlimmeres“ lebt von einem souligen Vocalsample. Ein weiteres Highlight bildet die Produktion des Titel-Tracks, „Kraft Scheint Unendlich“, die mit Orgel- und E-Gitarrensounds überzeugt. Insgesamt leisten Lakrizz, Expert-T und Oduza durchweg gute Arbeit an den Reglern, schade nur, dass Quakeman am Mikro nicht auf ähnlich hohem Niveau operiert. 

Quakeman’s prägnante und tiefe Stimme verliert ganz außerordentlich durch seinen abgehackten und leicht nasalen Flow. Auch seine Vergleiche und Punchlines flashen nur in den seltensten Fällen, die für einen MC wünschenswerte sprachliche Finesse lässt er über weite Strecken vermissen. Halbwegs amüsante Battle-Verse wie „schlechter als der, der bei Dismissed am Ende `rausfliegt/ dope wie Angela Merkel, wenn sie sich auszieht/ wird Zeit, dass du aufgibst/ schreib doch lieber für deinen Homie DJ Ötzi das nächste Sauflied“ sind Mangelware. Dabei ist Quakeman durchaus um thematische Abwechslung bemüht, wenn auch mit durchwachsenen Resultaten. Auf „Kraft Scheint Unendlich“ werden die Battlerap-Fans („Wenn Ich’s Nicht Kann“, „Bad Motherfucker“) ebenso wie die sozialkritischen Hörer („Es Geht Weiter“) bedient, Quakeman preist seine Fähigkeiten im Umgang mit den Ladies („Pimp“) und prangert politische Missstände und Ungerechtigkeiten („Richtung Bundesregierung“, „Nicht Mehr Ignorieren“) an. Jedoch gewinnt man bei Zeilen wie „Wir hier in der westlichen Welt dürfen nicht zulassen/ dass Ignoranz die restliche Welt weiterhin entsetzlich entstellt/ doch zu vielen geht`s letztendlich um’s Geld“ den Eindruck, als sei politische Reflexion nicht gerade das Terrain des Kölner MCs. Überhaupt kratzen die politisch-sozialkritischen Tracks des Albums nur an der Oberfläche, inhaltlich wirkt vieles wenig durchdacht und unausgegoren. Auch die bei „Pimp“ zutage tretenden Klischees lösten bei mir teilweise körperliche Schmerzen aus („Pimps sind die, die am meisten poppen“). Was Quakeman uns mit seiner Interpretation des Titels sagen will (Player im Postleitzahlengebiet), wird wohl sein Geheimnis bleiben. Ein weiteres Minus sind die vier ausgesprochen nervigen und unlustigen Skits des Albums.

Am ehrlichsten und sichersten kommt Quakeman da `rüber, wo er wie auf „Es Gibt Schlimmeres“ und „Es Geht Weiter“ seine Hörer dazu anhält, sich Widrigkeiten zu widersetzen und ihren eigenen Weg zu gehen, selbst wenn letztgenannter Track stark unter dem von Nelson gesungenen Hook leidet. Außerdem versteht sich Quakeman zweifellos im Representen seiner Crew und seines Labels, wie auf „Wir Marschieren“ und „Gyata Music“ zu hören ist.

Auf Grund des soliden musikalischen Fundaments des Albums wäre hier sicherlich mehr drin gewesen. Quakeman kämpft an zu vielen Fronten, anstatt sich auf seine Stärken zu besinnen, die eher in Club-orientierten und direkt an die Hörer gerichteten Texten und weniger in seinen politischen Betrachtungen liegen. So ist „Kraft Scheint unendlich“ weder Fisch noch Fleisch, es werden alle Bedürfnisse abgedeckt, ohne das eines richtig befriedigt würde. Vielleicht braucht Quakeman noch etwas Zeit, um seine Richtung zu finden. Und wer will von einem neuen Künstler schon erwarten, dass seine Entwicklung mit der ersten LP abgeschlossen ist?