Twista – The Day After

Nach einem Platinalbum ist es ja für amerikanische Rapper meist schwierig, mit ihrem Nachfolgewerk die Verkaufszahlen sowie die Qualität des Vorgängers zu halten. Nun war Twista’sKamikaze“ nicht wirklich ein Reißer gewesen. Gut, einen Alltime-Classic hielt es auf jeden Fall bereit. „Slow jamz“ kam man getrost auf seiner eigens zusammengestellten „Best of „I gots to f***““-Compilation lassen.

Doch hält „The Day After“ etwas neues, frisches für den Hörer bereit? Yes, it definitely does! Der Mann mit der schnellsten Zunge der Welt (Quelle : Guiness-Buch der Rekorde) hat keine Kosten und Mühen gescheut, um es seinem Label fast unmöglich zu gestalten, einen Song zu wählen, welchen man nun als Single auskoppeln soll. Sei es nun das mit Mariah Carey bestückte „So Lonely“, welches seinen Beat keinem Geringeren als Rodney „Darkchild“ Jerkins zu verdanken hat, das von Mr. Collipark gelacte „Hit The Floor (ft. Pitbull)“, welches einen Abend voller booty-shakender Nymphomaninnen im Club garantieren dürfte, oder „Out Here (ft. Juvenile & Speedknot Mobstaz)“, welches im gewohnt deftigem DirtySouth-Gewand daher kommt. Viel Hitpotential. Und sonst so ?

Die Neptunes haben mit „Lavish“ einen ganzen Straßenzug voller Bongoisten auf ihr Raumschiff geladen und Pharrell spittet gekonnt in Twista-Manier – Doubletime versteht sich. Auch „When I Get You Home (ft. Jamie Foxx & Pharrell)“ weiß zu überzeugen und man wird das Gefühl nicht los, dass die Neptunes auch irgendwie auf dem Chi-Town Soul hängengeblieben sind. Twista krammt hier in seinem Womanizer-Dictionary und versteht es, gekonnt zwischen schmutzigen Positionswechseln und Liebesgedichten an die Körper seiner Sexualpartnerinnen zu wechseln. Dass er Lil Kim lieber nicht fremdgehen sollte, macht diese beim Beziehungsdrama „Do Wrong“ klar.

Daneben erfreut vor allen Dingen Johnny P auf „Chocolate Fe’s And Redbones“, der seit „Po Pimp“-Zeiten mit seiner unvergleichlichen Stimme nicht mehr aus den Gehörgängen will. Für die Straßen gibt’s dann noch das Scott Storchische „Get It How You Live“, die Screwed-up-Geschichte „Holding Down the game“ und den Überbrenner „Heartbeat“, in welchem Twista das „Beast“ in sich nach Außen trägt. Hier wird anfangs eine Screwed-up Vocalspur unter Twista’s eigentlicher Stimme platziert und der Track gewinnt so etwas teuflisches. Anfang der zweiten Strophe bricht Twista aus dieser Rolle aus und zerstört alles in gewohnter Doubletime-Darbietung.

Ein angenehmes Hörvergnügen wird durch „The Day After“ auf jeden Fall gewährleistet. Im Bezug auf das lyrisch Dargebotene schwebt Twista zwischen Frauen und Hustlen. Am Anfang erzählt er noch kurz die Geschichte seines Unfalls, welcher ihm Beginn des Jahres widerfahren ist. Und unterm Strich, was bleibt da?
Ein sehr gutes Album, welches die verschiedensten Geschmäcker zu befriedigen weiß. Und am Tag danach ? Da will man es wieder hören. Und am Tag danach ?
Da will man es immernoch hören.