Dass die Massiven – Stuttgarter – Töne nicht gerade für zahlreiche Einträge in der Kriminalstatistik bekannt sind, ist bereits jedem klar. Dass sie deswegen nie über die Straße und das harte Leben rappen, und dazu von ihren, mit Sicherheit nicht vorhandenen Handschussfeuerwaffen erzählen werden, dürfte auch jedem, spätestens seit „Cruisen“, HipHop hörendem Menschen in Deutschland einleuchten. Lange Zeit waren sie weg von der VIVA / MTV-Bildfläche, und sind immer weniger zum Gesprächsthema der, jetzt ausschließlich nach Berlin schauenden Rap-Kids geworden. Aber jetzt, 2005, rufen sie aus, dass alles zurückkommt, wie ein Boomerang und bringen ihr neues Studio-Album „Zurück In Die Zukunft“ an den Start. Es bleibt abzuwarten, ob dieses den Blick wieder auf den Süden Deutschlands lenken wird.
Zuallererst muss man natürlich sagen, dass man schon beim Anblick des Covers erahnen kann, was uns erwartet. Man sieht kein übliches Poser-Foto, mit einer teuren BlingBling-Kette oder einem Adler, der jemandem auf dem Arm sitzt, stattdessen ist da ein Baum abgebildet! Auf dessen Krone die drei Protagonisten – um sie herum lauter Symbole, die ich noch nicht ganz verstanden habe, die aber auch nicht wirklich stören.
Nun denn, zur Musik. Man hört zunächst ein kurzes Intro, dann geht es direkt los, mit einem animierenden live gängigem Track, der Reim-technisch zwar nichts Neues bringt, aber dafür ein angenehmes Gefühl verbreitet. Und so bleibt es auch erst einmal eine Zeit lang. Lied für Lied hört man warme, schöne Beats, die einen zum in sich gehen, oder auch mal zum Autofahren einladen. Über die Rhymes sollte man allerdings hin und wieder besser weghören, außer; man war schon immer Fan von Reimen wie: „[…] Hokus Pokus Fidibus […]“!
Nach dem, meiner Meinung nach obligatorischem Cruisen-Nachfolger „Lass Rollen“ folgt die aktuelle Single, bei der man, würde das Video nicht laufen, durchaus denken könnte, dass Eminem noch auftaucht, da er schließlich selbst ungefähr drei Songs über denselben Beat in den Media-Controll-Charts hatte. Der nächste, auf jeden Fall hervorstechende Song, ist natürlich „Mein Job“. Ein schöner, Lust auf Arbeit machender Beat, garniert mit einer amüsanten Büro-Story. Könnte in allen Größeren Firmen auf jeden Fall als Hit angesehen werden. Allerdings merkt man bei diesem Track, wie auch bei „Unerreichbar“, dass Schowi, Ju und Aleks (vielleicht noch Ghostwriter?) unbedingt Hits haben wollten, die bei den Kids funktionieren sollen. Deshalb vermutlich auch der Handy-Beat bei „Unerreichbar“. Meiner Meinung nach zu durchschaubar, aber na ja: Wem es gefällt…
Es gibt da aber auch noch eine andere Seite: „Weitergehen“ heißt die letzte Nummer der Platte – ein sehr nettes Ding geworden -, in welchem die Massiven Töne darüber philosophieren, was aus ihnen und der Menschheit überhaupt in der Zukunft wird.
Abschließend kann man also sagen, dass sich ein Reinhören auf jeden Fall lohnt, da die gesamte Produktion sehr warm und rund klingt, wie man es von den Massiven Tönen kennt. Bei den Rhymes muss jeder selbst entscheiden, ob er sich das zu Gemüte führen will oder doch lieber bei Ami-Rap bleibt. Auf jeden Fall wird dieses Album viele Kids gut über den Winter bringen, und wir sind gespannt ob der Massive Boomerang nächstes Jahr noch mal zurückkommt!