Terence Chill – Der Antiheld

Terence Chill die eine Hälfte von „On and On“ ist also zurück und betitelt sich selbst als „Der Antiheld“. Nicht dass ich mein Resümee schon vorweg nehmen will, aber da gebe ich ihm völlig recht! Der junge Mann, der sich auf „Gottes Werk Und Creutzfelds Beitrage“, einem der deutschen Hip-Hop-Alben überhaupt, noch glänzend platzierte, zeigt sich auf seinem Solo-Debüt doch etwas eigen. Wieso, will ich mal kurz zusammenfassen.

Zentraler Themenschwerpunkt des ganzen Albums ist Kiffen. Wobei ich ihm ja zu Gute halte, dass er das Thema nicht verherrlicht. Er geht durch aus kritisch und vor Allem auch selbstkritische damit um. Er bekennt sich offen dazu, dass er nicht davon lassen kann, erzählt was durch das Kiffen alles anders läuft als es eigentlich könnte, er erzählt wie lange er schon kifft und wie oft, zwischendurch warnt er mal wieder die Kids vor dem Gebrauch von Canabis (wenn auch wenig überzeugend, in meinen Augen…), aber es geht eben die meiste Zeit um nichts anders. Das Einzige was thematisch noch hinzukommt, ist ein mehrmaliges Beschweren über den Ausverkauf der wahren Rapwerte und über Komerzrapper die alle nichts, bzw. weniger als er drauf haben. Tja. Aber ist das tatsächlich so? Antwort: Aus meiner Sicht nicht!

Was sich Rap-mäßig auf diesem Album abspielt, ist nicht der große Sport. Es geht eher in die Richtung Kunst, aber nicht Rap-Kunst, sondern eher Trash Art. Eben dem Albumtitel entsprechend. Er flowt konsequent in einem sehr monotonen Anti-Flow über jeglichen Beat,  an den er sich selten und höchstens mal in der Hook anpasst. Finden wir Reime? Antwort: Ja! Aber leider keine Guten. Das stimmt natürlich nicht ganz. Es sind natürlich auch ganz ansehnliche Reime zu finden, aber leider geht das völlig unter durch die Vielzahl ganz schlimmer Doppelreime. Dabei handelt es sich oft um solche zweisilbigen Dinger die sonst nur Toni L als Doppelreime benutzen würde oder solche, die erst durch falsche Betonung so gebogen werden, dass sie sich reimen.
Die Beats sind immer hin sehr abwechslungsreich und vielfältig. Es gibt wenige sehr gute, aber es gibt sie, viele die O.k. sind und klar gehen, und einige die sehr simpel gehalten und monoton aufgebaut sind (und deshalb auch teilweise etwas nerven). Bevor ich jetzt zu dem komme was ich gut finde, mache ich mal eine Zwischenresümee: Vielleicht ist dieses Album ein Konzeptalbum und die ganze Herangehensweise und Ausarbeitung darauf ausgelegt. Das würde zu meinen bisherigen Entdeckungen passen und würde einiges erklären.

Abgesehen von den schon beschrieben Themen, haben die Songs aber noch Inhalte (nein, das ist nicht das Selbe und auch nicht das Gleiche) und die sind echt nicht schlecht. Weil an den Stellen, an denen er einfach er selbst ist und sich ohne in Klischees abzugleiten, zu und über verschiedene Themen äußert, hat das Album nämlich eine persönliche Note und einen angenehmen eigenen Charakter. Terence benutzt an sehr vielen Stellen verschachtelte Wortspiele, die einem nicht gleich beim ersten Mal aufgehen. Hier sei an dieser Stelle auch schon mal mein Rat an alle späteren Käufer aufgeführt: Unbedingt mehrmals hören. Bei einmaligem durchhören erfasst man nicht alle Facetten! Terence hat auch noch einige schöne Bilder vorzuweisen, die zusammen mit den Wortspielen, die Songs angenehm aufwerten.

Abschluss: Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, aber evtl. ist es so wie es ist, weil es so seien soll. Will sagen: „Der Antiheld“ – ist Absicht. Ob einem das nun gefällt oder nicht, ist, glaub ich, starke Geschmackssache. In den Standard-Rap-Kategorien, fällt er für mich ganz klar durch, dafür punktet er deutlich, an einigen nicht so alltäglich Stellen. Und das ist auch schon mal etwas. Für mich ist es kein Höhrgenuss, aber wenn man sich an diese doch sehr eigene Auftrittsweise erst mal gewöhnt hat, kann man ein paar sehr interessante Inhalte auf sich wirken lassen.