Mattafix – Signs Of A Struggle

Der HipHopper von heute hat ja manchmal diese Phasen, in denen es ihn überkommt und er über den Tellerrand der geliebten Rapmusik hinwegschaut. Bei dem einen Rapfan ist das seltener der Fall, aber dafür steht dann bei anderen der Wu Tang Clan friedlich neben den Beatles im Plattenregal.

Sollte dieses friedliche Aufeinandertreffen der Musikrichtungen bei einem von Euch der Fall sein, bitte ich doch inständig darum, Mattafix und ihr Album „Signs Of A Struggle“ in genaueren Augenschein zu nehmen. Es lohnt sich, und das Gute an der Sache ist, dass man sich noch nicht mal zu weit vom geliebten Sprechgesang entfernen muss, denn die Herren aus England verknüpfen Pop, Soul, HipHop, Roots Reggae, Dancehall, ein wenig Bhangra, Calypso und Jazz zu einem bunten Allerlei, das sie selbst 21 Century Blues nennen. Wie ihr sehen könnt, ist diese CD also bestens geeignet, um zwischen den Jungs vom Clan und den Pilzköpfen ihren Platz in Eurer Musiksammlung zu finden.

Die Mischung der Musikrichtungen hört sich nicht nur interessant an, sie ist es auch. Lieder wie „Gangsta Blues“, „Passer By“ oder „Around You“ überzeugen mit sehr gelungen Arrangements von Preetesh Hirji und auch die Gesangskünste von Marlon Roudette überzeugen auf ganzer Linie.

Da man als Raphead nunmal eine gewisse Affinität zu Lyrics hat, könnte aber an manchen Stellen auffallen, dass sich unter Marlons Lyrics einige Floskeln eingeschlichen haben, die den Hörgenuss vermiesen könnten, vor allem die Single „Big City Life“, die ich für weniger Klasse halte, ist davon betroffen. Da ist die Rede vom guten alten immerbösen „Babylon“ und es ertönt der nette Ratschlag:„Don’t let the system get you down“. Danke für den Tipp, aber den hat mir damals schon Bob Marley gegeben und dananch ungefähr 1000 andere.

Wenn man von dieser Schwäche absieht, sind Lieder wie „I To You“ mehr als nur ein angenehmes Stückchen Popmusik. Neben der großartigen Musikalität schaffen es die beiden Herren aus England in diesem Track nämlich, ungeheure Stimmungen zu erzeugen. Die hervorragende Produktion von Pree sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gelobt. Alleine diese Beatgrundlagen sollten jeden interessierten Musikfreund zum Reinhören bewegen. Darüber hinaus erzählt Marlon von all dem, was man auch auf einer guten Rapplatte finden könnte: Gescheiterte Beziehungen, der traurige Zustand der Welt, ungerechte Poltik und das Leben auf der Straße.

Was bleibt da weiter zu sagen? Vielleicht, dass das Album keinesfalls an der typischen Popkrankheit „drei mal hören und es geht auf die Nerven“ leidet, sondern dass Mattafix mit ihrem Debütalbum ein interessantes Werk gelungen ist, das kleine Schwächen hat, aber vor allem große Stärken.