Cage – Hell’s Winter

Stop! Da ist er wieder! Befürchteten doch einige Zuhörer seines 2002er Debüts “Movies for the Blind”, dass er seinen vormaligen missglückten Selbstmordversuchen nun einen erfolgreichen folgen lassen würde. Nein, zum Glück hat der in Würzburg geborene New Yorker trotz seiner schweren Vergangenheit einen neuen Lebenswillen gefunden und meldet sich mit “Hell’s Winter” zurück im Game. Zudem hat er sein altes Label Eastern Conference in Richtung Def Jux verlassen und scheint sich da pudelwohl zu fühlen.

Keine Angst! Die Geschichten Cage’s zeichnen sich weiterhin ziemlich brutal und paranoid … aber ehrlich gesagt ist das bessere Unterhaltung, als in einem Song 100mal zu hören, wieviele Diamanten die neue Franck-Muller-Uhr zieren oder wieviele “Hoes” man am gestrigen Abend doggystyle beglücken durfte. Jedoch sollte man bitte nicht auf die Idee kommen, seine momentane Freundin in der Art loszuwerden, wie sie von Cage auf “Subtle Art of the Breakup Song” propagiert wird. Hier sollte man den Unterschied zwischen Kunst und Realität im Auge behalten.

Weitere Meisterleistungen des Storytelling findet man auf dem von Blockhead in Szene gesetzten “Scenester”, “Stripes” und “Perfect World”. Im Allgemeinen zeigt sich die Produktion dieses Albums als, für Def Jux üblich, äußerst experimentell. Wenn sich DJ Shadow für “Grand ol’ Party Crash” kurzerhand mal einiger Techno-Elementen bedient, dass selbst Thunderdome-Fans aufhorchen werden, wird es bei eingefleischten Boom-Bap-Anbetern eher eine Welle der Entrüstung und des Unverständnisses hervorrufen. Ein Brett bleibt der Song, auf welchem Cage gegen Bush und die US-Regierung wettert (“if pro is the opposite of con, the opposite of congress must be progress”), trotzdem. Schön anzuhören ist auch die Produktionsweise des Central Services (El-P & Camu Tao), die sich für den Großteil der Beats verantwortlich zeigen. Wie man das Non-Phixion-Sample zu “The Death of Chris Palko” geflippt hat und gegen Ende dann noch eine zusätzliche Bridge für die meisterhafte Doubletime-Einlage von Camu Tao einbaute, sollte mit einem dreifachen “Juhu” kreditiert werden.

Als akustisches Schmankerl zählt weiterhin Rjd2’s Produktion für “Shoot Frank”, die mit ihrer beruhigenden Melodie und Darryl Palumbo’s Gesang einen leichten Green-Day-Geschmack zurück lässt. Selten hat sich eine Kugel so friedvoll aus einer 9mm-Wumme verabschiedet.

Auch der Rest von Cage’s akustischer Küche bietet dem Zuhörer Entertainment jenseits des momentanen HipHop-Establishments. Passender wären wohl die Begriffe “extraordinär” und … “gutes Album” ! Was nun noch fehlt, wäre ein Film zum Album. Als Regisseur schlage ich Quentin Tarantino vor.