Der neunzehnjährige MC aus Essen Favorite bringt über Selfmade Records zusammen mit seinem Partner Jason, ebenfalls aus Essen, ein Album raus, was sich gewaschen hat. „Rappen Kann Tödlich Sein“ heißt das Ding, bringt Punchlines "straight aus der Glock in dein Face". Favorite und Jason beweisen auf 18 Tracks (+ Intro und Outro), dass sie was zu sagen haben und dass niemals ohne schwarzen Humor.
„Du nennst Dich einen Gee – Du nennst dich einen Pimp. Dabei sieht deine Schlampe aus wie die Bitch von The Ring“. So Jason auf „Reloaded“. Zeilen wie diese zeigen, dass die beiden sehr einfallsreich beim Schreiben ihrer Texte sind. „Es ist kein Hindernis, dass du behindert bist. Ich mach dich trotzdem platt, box´ dich back in deinen Kindersitz bevor ich deine Votze fuck.“ Produziert wurde der Song von Vizir, dessen Beat sehr gut zu dem Battletrack von Favorite und Jason passt.
Ein „Ganz Normaler Tag“ bei den beiden Ruhrpott MCs sieht in etwas so aus: „Es ist Freitagabend, der Watson ist kalt. Der Fernseher ist an, wir glotzen Alf. Doch Alf ist ein Spastie, wir sappen auf VIVA. Halt! Da ist schon wieder Alf, er rappt jetzt Lieder. Schalt – lieber um. `Fav geh´ in Deckung. Es ist nicht Alf, es ist Eko` “. Dieser Track ist leider mit 1:19 Min. etwas kurz geraten. Hätte dieses „Interlude“ einen kompletten Track ergeben, wäre das sicher noch amüsanter geworden, als es sowieso schon ist.
Auf einen Synthiebeat von Rizbo werfen Fav und J mit „Granaten Im Club“ und machen Welle. Dass dies in Alkoholexzessen endet, kann man sich selbstverständlich sehr gut vorstellen. „Zeig´ mir deinen Fuffie und du schluckst ´nen Gong. Ich brauche keine Maske, um in Clubs zu kommen“. So Jason auf dem Track. Favorite bring z.B. diese Line: „Warte J, lass einen suchen den ich ficken kann. Mit Sidos schwulen Fuffies im Club mach ich mir die Kippen an.“ Mit Zeilen wie diesen gewinnt man als Zuhörer den Eindruck, dass den beiden das Rumschmeißen mit Geld im Club nicht so sehr gefallen hat.
Einer meiner Favoriten auf der LP ist „Unendliche Geschichte“ von Favorite. Er berichtet von einem Alptraum, in dem er zum Schlächter wird. Doch war es wirklich nur ein Traum? Dieser Track beweist abermals das Fav nicht nur Battletracks, sondern auch Geschichten schreiben kann. Hierbei leiden aber keineswegs die Punchlines oder der Flow. „Ich wache auf in meinem Bett, bin abgefuckt, hab´ geträumt, dass ich letzte Nacht einen abgeschlachtet hab´…“. Checkt die Story.
Einen Blick darauf, wie es „Hinter Den Kulissen“ zugeht, gewähren Jason und Favorite auf dem gleichnamigen Track. Der Track sticht besonders mit einer zungenbrecherischen Hook hervor, mit der Favorite offensichtlich Probleme bei den Aufnahmen hatte. „Früher als ich noch ein Psychophat war, brauchte mein Psychiater ein Psychiater, weil ich ihm zu hart war. Ich war jeden Tag da und ich merkte auch ich brauch ein, als ich merkte der Psychiater meines Psychiaters brauch auch ein.“
Favorite und Jason ist mit „Rappen kann Tödlich sein“ ein gutes Debütalbum gelungen. Die beiden Battlerap-Talente zeigen dem Zuhörer, der überwiegend Battlerap hören sollte, dass es mit Battlerap aus Deutschland wieder bergauf geht. Für Leute, die mit aggressivem Rap nichts anfangen können, ist diese LP jedoch nicht zu empfehlen. Diejenigen unter euch, die nicht jedes Wort eines Rappers ernst nehmen und nicht jedes Wort in einem Raptext auf die Goldwaage legen, haben sicherlich ihren Spaß mit „Rappen Kann Tödlich Sein“. Dass es an einigen Ecken unter die Gürtellinie geht und deshalb einige Wörter „reversed“ sind, sollte dem Hörer an dieser Stelle nicht stören. Jeder, der auf Punchlines und Battlerap steht, kommt an diesem Album wohl nicht vorbei. Ich bin schon sehr gespannt auf das bereits angekündigte Solo-Album von Favorite, welches demnächst über Selfmade Records erscheinen soll. „Jede Sau will wie J, Fav und Laki kling´. Ihr habt den Tod verdient, wie die kleine Schlampe, die Schnappi singt.“ (Favorite aus „Spot“ feat. Lakmann)