Das Erstaunen in Haftbefehls Blick wirkte echt. Was der von seinem Gegner Sido eingeladene Laas Unltd. ihm da von der gegenüberliegenden Bühne um die Ohren hieb, war tatsächlich hart. Eine schonungslose Abrechnung. In rapüblich überspitzter Form warf ihm der frech grinsende Madrapper die ein oder andere Gemeinheit an den Kopf, die Haft erst mal schlucken musste.
Das war einer der seltenen Momente beim gestrigen Soundclash zwischen den Kumpels Sido und Haftbefehl, der sich nach Rap anfühlte. Abgesehen davon war das Ganze leider eine perfekt durchinszenierte, kalkulierte und unspannende Angelegenheit, die die Atmosphäre einer Pro-7-Show verströmte. Zwei betont-freche Moderatorinnen, denen die gekünstelte Battle-Attitüde nicht halb so gut stand wie ihr Make-Up, waren nur das Sahnehäubchen auf einem erstaunlich blutleeren, bräsigen Abend voller Halbgarheiten, leicht bekömmlich und seicht, ohne Risiken und Nebenwirkungen. Das Rundum-sorglos-Paket, massentauglich, lieb, nährstoffarm.
Klar, Sido und Haft kennen sich erstens gut, schätzen sich auch, sind außerdem mittlerweile beide Ü30. Kein Problem. Auch die Protagonisten bei Rap am Mittwoch oder DLTLLY kennen sich oft gut, sind sogar teilweise ziemlich beste Freunde. Das muss nicht dazu führen, dass alles abgesprochen, alles inszeniert wirkt, alles wie nette, seichte Samstagabend-Unterhaltung, wo man ohne Probleme auch mal kurz wegschaltet, weil man sowieso nichts außergewöhnliches verpasst.
Das heißt nicht, dass es keine musikalischen Leckerbissen gegeben hätte. „Saudi Arabi Money Rich“ im Rave-Remix, schöne Sache. Der bereits erwähnte Einsatz von Laas zählt sicherlich auch zu den Höhepunkten, allerdings bleibt hier die Frage offen, warum Sido solche Gemeinheiten lieber jemand anderen aussprechen lässt. Hoffen wir mal, dass Laas später keine unangenehme Begegnung hinter der Bühne hatte…
Keineswegs alles scheiße also. Aber: Ein Soundclash? Also bitte. Wer mal ein Battle zwischen zwei Soundsystems erlebt hat, für den war das ein müder Showkampf, der nicht mal so spannend wie eine handelsübliche Folge „Schlag den Raab“ war. Okay, Deutschrap ist erwachsen, Deutschrap ist nett, Deutschrap ist vernünftig, tut keinem weh und kann mittlerweile ohne Probleme als Marketingtool einer großen Brausefabrik aus Österreich herhalten. Ob das ein Erfolg ist, der keinen Preis hat, wage ich zu bezweifeln.