Nichts ist umsonst – stimmt! Und es ist auch ganz bestimmt nicht umsonst, wenn man nach längerer Schaffenspause mit so einem Langspieler wiederkehrt. Der Gesamteindruck ist mehr als positiv. Die in Rapkreisen wohl bekanntesten Chemnitzer, sind mit dreizehn Tracks zurück, die direkt an das anknüpfen, wofür wir die beiden so schätzen – Rap!
Nur etwas ist anders als sonst: So bekommen wir diesmal nicht den üblichen Tefla und Jaleel-Sound, sondern eher eine etwas zeitgemäßere Ausrichtung des Ganzen. Die beiden rappen gewohnt gekonnt und haben sich für meinen Geschmack reimtechnisch sogar gesteigert; nur scheinen auch diese beiden sich nicht völlig dem momentanen Dipset-Hype entziehen zu können. So würde ich einige Songs wohlwollend als Harlem orientiert bezeichnen. Aber das ist momentan ja so Gang und Gebe, dass ich das inzwischen nicht mehr als etwas Besonderes bemängele oder lobe, sondern ich vergleiche einfach nur noch die Umsetzung. Die ist hier zweifellos sehr gelungen und insgesamt fällt diese Tatsache auch nicht negativ ins Gewicht.
An der Ausrichtung des Rap-Styles liegt für mich auch eindeutig die Stärke dieser LP. Denn obwohl es für meinen Begriff etwas ganz anderes ist, im Gegensatz zu dem was sie früher gemacht haben, kommt es überzeugend, als hätte es ein Davor nie gegeben. Einhergehend mit diesem neuartigen Rap-Style, geht ja zumindest in Deutschland oft eine sehr starke Beschränkung des Sinnes. Auch das ist in diesem Fall überhaupt nicht festzustellen. Ganz im Gegenteil. Auf „Nichts Ist Umsonst“, findet sich eine Ansammlung von Tracks, die alle Themen bezogen, zum größten Teil sogar mit Tiefgang sind. Unter anderem wird ein Loblied auf die verlebte Jugend in Chemnitz gebracht, es gibt einen Track für die Frau des Lebens, einen für den besten Homie und auch einen darüber, wie es ist, verlassen zu werden. Auch wenn man jetzt beim Lesen dieser Themen glaubt: Ist ja nichts Neues, liegt man ganz klar falsch. Denn darüber schreiben tun viele Rapper. Stimmt. Aber so darüber zu schreiben, dass man in jeder Zeile hört und fühlt, dass die beiden Protagonisten, tatsächlich alles erlebt haben, was sie da erzählen, das gibt es hier zu Lande nur ganz selten.
Einen kleinen Negativpunkt habe ich aber auch. Nicht, dass der jetzt besonders gewichtig wäre, er ist mir aber aufgefallen, und deshalb muss ich ihn auch anbringen. Man hört in den Tracks einen gewissen Grundton heraus, der irgendwo zwischen Resignation, Unzufriedenheit und Frustration anzusiedeln ist. Das wird vor allem dort deutlich, wo die Jungs betonen, dass sie schon ans Aufhören gedacht haben, noch einmal alles auf eine Karte setzen und wenn es diesmal nicht klappt… Auf mich wirkt das an manchen Stellen etwas befremdlich und ich denke einigen Hörern könnte das auch so gehen. Denn, auch wenn das etwas ist, das die Jungs ohne Zweifel sehr stark bewegt und beschäftigt, will man es in so einer Konzentration nicht unbedingt hören. Aber na ja, warum soll ein Produkt nicht auch mal ein paar ehrliche Seiten der Künstler zeigen. Soll ja auch mal erlaubt sein.
Nun zu den Beats. Die Produktionen gehen auf jeden Fall klar. Sie sind sehr vielfältig, zeitgemäß und oft mit Vokal-Sampels verschönert. Die Dinger funktionieren und gehen entweder nach vorne oder halten sich dezent im Background – und machen dort einen vorzüglichen Job. Insgesamt haut eben auch die Kombination von diesen Top-Beats und den sehr guten Raps hin und ergibt… na was? Ein sehr geiles Gesamtwerk, mit einem tighten Sound!!
Also ich hatte Spaß beim Hören und ich denke, das dürfte den meisten Anderen genauso gehen. Es sieht so aus: „Nichts Ist Umsonst!“, ist für Tefla & Jaleel-Fans eine Selbstverständlichkeit, und für alle Neulinge auf diesem Gebiet, ein sehr guter Einstieg in die Arbeit der beiden sympathischen Jungs aus Chemnitz.