Marketing ist schon immer ein Hauptbestandteil des Künstlermanagements. Es ist allseits bekannt, dass ein Album ein gewisses Vorfeld an Interviews, Videos und Ankündigungen hat, um damit vor allem eine hohe Reichweite an Aufmerksamkeit zu erzielen. Man soll ja auch mitbekommen, wenn das Ergebnis Monate langer Arbeit auf den Markt kommt.
Nimmt man sich beispielsweise Kollegah, dessen Album ,,King“ einige Rekorde gebrochen hat. Viele sehen nicht die Qualität der Musik, sondern die umfangreiche Promophase dafür verantwortlich und behaupten, dass es sich so gut verkauft hat, weil er diverse Plattformen wie Facebook und Youtube perfekt für sich genutzt hat. Er bot sogar ein eigenes Fitnessprogramm, die ,,Bosstransformation“ an, mit der er über Rap hinaus auf sich aufmerksam machte, sodass auch dem Sprechgesang abgeneigte Personen den selbst ernannten Boss auf dem Schirm hatten.
Lässt man das Jahr 2015 Revue passieren, fällt jedoch auf, dass sich ein neuer Trend etabliert hat – einfach mal ein Album ohne Promo rauszubringen.
Der wohl erste Rapper und damit auch Vorreiter dieses Trends war der Kanadier Drake, der mit ,,If You`re Reading This It`s Too Late“, ohne jegliche Vorankündigung ein Mixtape auf Albumniveau veröffentlichte und damit sogar seinen eigenen Streaming-Rekord bei Spotify brach.
Seitdem tun es ihm Kollegen, auch einige Deutsche, gleich.
Da wäre zum Beispiel Weekend der „Musik für die die nicht so gerne denken“ ohne jegliche Werbung veröffentlichte. Das Album hatte er erst kurz davor überraschend und ohne konkretes Releasedate angekündigt. Oder ASD, die ihr Comeback-Album ,,Blockbasta“ erst knapp vor Release ankündigten. Im Gespräch mit dem Kollegen Stephan Szillus von allgood.de erklärt Samy Deluxe sogar, man habe es ursprünglich tatsächlich einfach „über Nacht“ veröffentlichen wollen – „Aber uns wurde dann schnell klar, dass das für den Vertrieb recht schwer werden würde. – über Nacht bekommst du das nicht mit physischen Produkten hin.“ Auch Bushido reduzierte bewusst die Promotion für ,,CCN3“, indem er auf Videos verzichtete. Das wohl treffendste und mutigste Beispiele ist Sierra Kid, dessen Album „FSOD“ einfach aus dem Nichts erschien. Mutig deshalb, weil der junge Ostfriese eher der Newcomer der genannten Rapper ist und dementsprechend auch noch was zu verlieren hat. Doch warum machen die das?
Ganz einfach! So eine Promotour ist tatsächlich sehr zeitaufwändig und anstrengend. Man macht so viel Wirbel um sein Image, dass dabei das Wichtigste – die Person des Künstlers selbst und seine Musik – verloren geht. Hat man erst mal einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht und besitzt eine stabile Fanbase, ist es nicht mehr wirklich nötig, händeringend danach zu streben wahrgenommen zu werden, also wählt man doch lieber den bequemeren Weg und konzentriert sich voll und ganz auf seine Kunst, oder wie Weekend zu verstehen gab „Scheiß auf die gute, alte Promophase.“
Eko Fresh, der seine ,,Bars über Nacht“ EP in der Nacht auf den 23. Oktober 2015 dropte, meldete sich mit einem Video, in dem er erklärte, warum er keinen Bock auf die Promotionphase hatte ,,Ich bin kein Boxen-Verkäufer, alter,ich bin Rapper“, und außerdem wollte er seine Fans damit überraschen.
Alles in allem ist fest zu hallten, dass Promotion und ausgedehnte Kampagnen weiterhin sehr wichtig sind, und nicht von der Bildfläche verschwinden werden. Ob die ,,No Promo – Phase“ jedoch zu einem festen Bestandteil des Rapgames wird, oder doch nur eine Phase bleibt, ist abzuwarten, denn momentan ist die Vorgehensweise ein Album ohne Promo zu releasen aufgrund seiner Besonderheit, wahrscheinlich genau so erfolgreich wie die PR-Reise durch zu ziehen.