„Sortie“ bedeutet im Deutschen soviel wie Ausgang oder auch Weggang. Was die Geschwister Anael & Jeanne damit genau meinen, bleibt dem Zuhörer anfangs verborgen. Nach einigen Hörproben ihres Albums scheint es jedoch glasklar. Vermutlich zielen die beiden auf den Weggang von der momentanen HipHop-Landschaft Deutschlands, denn ihr Album passt so gar nicht in das Bild, welches von HipHop heutzutage in diesem Land projeziert wird.Schon der Sound zeigt eine völlige Abwandlung vom amerikanischen Vorbild. Die beiden Produzenten Cabser & Sir Max (K’Rings Brothers), welche sich für den Sound des Albums verantwortlich zeigen, haben eine Mischung aus sanften Klaviermelodien, luftigen Synthiesounds und harten Bassdrums und Snares gezaubert, die eine hervorragende Vorlage für die gechillten Reime von Anael und die gesanglichen Darbietungen seiner Schwester Jeanne bieten.Konfusion erzeugt Anael direkt auf dem ersten Track „Turn It Up“, als er urplötzlich von der deutschen einen Übergang in die französische Sprache macht. Diese Bi-Lingualität behält er sich in den weiteren Songs auch vor. Anael hat in den vergangenen Jahren viel Zeit in Frankreich verbracht und somit seine französischen Rapskills ausgebaut, was er in „A.N.A.E.L.“ überzeugend unter Beweis stellt. Jeanne fügt sogar noch eine Sprache hinzu und führt ihre vokale Darbietung in Englisch, Deutsch und Französisch aus. Während ihr Part auf „C’est Juste“ eher in Richtung Glashaus und Co. verweist, könnte das funkige „Tanznacht“ auch problemlos in das Repertoire einer Kayna Samet oder Leslie passen.Im Allgemeinen zeichnet sich das Album durch die Verschmelzung von gesanglicher Darbietung und Reimschemen aus und schafft es, nicht in das poppige Musikgenre abzugleiten. Für Zuhörer, die ihre Nackenmuskeln voll in Anspruch nehmen wollen, wird dieses Album jedoch wenig Grund zur Freude sein. Ein Großteil der Songs zeichnet sich durch eine dunkle Atmosphäre aus, die Anael nutzt um seine introspektiven Reime in die Runde zu werfen. Exempel hierzu finden sich mit „Normal“ und „Innocent“. Thematisch setzt sich Anael mit dem Status von HipHop und sonstigem Welttreiben auseinander.Weitere Anspieltipps bieten das oldschoolige „Schizo“, „Fight Again“ und das leicht rockige „Formen Des Daseins“. Für die Sample-Digger: Für „Musique“ hat man das selbe Sample benutzt wie für Pal One’s „Gesichter“.Das Album ist sehr angenehm hörbar und kreiert die meiste Zeit eine äußert entspannende Atmosphäre. Die Hauptakteure Anael & Jeanne wissen größtenteils zu überzeugen. Einzig Anael’s deutsche Reimkünste scheinen noch nicht so ganz gefestigt und können nicht mit seinem französischen Flow mithalten. Sonst sollten Leute, die dem momentanen HipHop-Treiben in Deutschland nicht viel abgewinnen können und eher zu den Stieber Twins oder den K’Rings Brothers tendieren, hier neues Material finden.