Guru – Version 7.0 : The Street Scriptures

Der Begriff „Guru“ ist ja ein ziemlich eindeutiger und lässt kaum Platz für freie Interpretationen. Hiermit bezeichnet man einen Meister. Es gibt verschiedene Anwendungsbereiche für den Titel „Guru“. Der allseits bekannte Guru von der Formation Gangstarr hat diesen Begriff wohl auf seine Skillz am Mic bezogen, was man in der Vergangenheit aus seinen Lines des Öfteren heraus hören konnte. Gemeinsam mit Primo kann er auf mehrere Klassiker wie „Mass Appeal“, „Step In The Arena“, „You Know My Steez“, „Fullclip“ usw. zurück schauen. Auch in Eigenregie fand seine „Jazzmatazz Vol.1“-Compilation relativ große Nachfrage. Nach Teil 2 und 3 der „Jazzmatazz“-Reihe und seiner „Baldhead Slick“-Compilation kommt nun sein Album „Version 7.0 : The Street Scriptures“. Ob Guru heutzutage noch als frischer MC im Game einen Platz für sich beanspruchen kann? Diese Behauptung soll sein aktuelles Album bestärken. In der Vergangenheit fiel ja schon mal auf, dass DJ Premier die Gabe besitzt, einen MC durch seine Instrumentals zu Fame zu verhelfen. Manche Leute vertreten die Ansicht, dass bestimmte Künstler nur auf Premo’s Beats zur vollen Ausschöpfung ihrer Mic-Skillz gedrängt werden – Beispiele hierzu sind ganz große Namen wie NAS und Jay-Z aber auch „kleinere“ à la Afu-Ra und Royce the 5‘9‘‘. Aber eben auch dieser Guru. Die zwei stellen ein typisches Erfolgsduo, wie früher Eric B. & Rakim oder CL Smooth & Pete Rock. Ihr letztes gemeinsames Album „The Ownerz“ belegte dies noch einmal eindrucksvoll. Nun bleibt die Frage: Wie schlägt sich ein Guru ohne Primo?Das Album macht relativ schnell deutlich, dass die Abwesenheit DJ Premier’s nicht unbedingt zu innovativen Ideen des Gangstarr-MC’s beiträgt. Es bleibt festzustellen, dass Guru zwar im allgemeinen Konsens als „real“ bezeichnet werden kann, jedoch haben sich seine Reim-Schemen über die Jahre hinweg kaum geändert. Und ein MC mit einem Flow von 1992 hat es im Jahre 2005 bei der großen Konkurrenz speziell im amerikanischen HipHop-Game ziemlich schwer, sich mit den Besten messen zu können. Das konnte man schon auf Gangstarr’s „Rite Where U Stand“ feststellen, als Guru mit Jadakiss das Mic teilte.Zwar versucht der Veteran mit Songs wie „Hall Of Fame“, „Surviving The Game“, dem Styles P sportenden „Don Status“, bei welchem sich die Unterschiede erneut heraus kristallisieren, und „Kingpin“ seinen Status als „Ahead of the game“ zu manifestieren, doch scheitert er kläglich an seinem soliden Flow und seinen typischen Wortspielen. Besonders die Beats zeichnen sich nicht durch ihre Aktualität aus, sondern auch sie lassen sich eher Mitte bzw. Ende der 90iger finden. Auf dem Oldschool-Crowner „Cave In“ weiß Guru hingegen voll zu überzeugen, was auch am Beat liegen mag, denn dieser dürfte auch zu Zeiten von Run DMC ein brachiales Brett dargestellt haben. Mit der Neuauflage zu „Step In The Arena“ holte er sich einen weiteren Veteranen ins Boot, welcher seine Höhepunkte auch Mitte / Ende der Neunziger gehabt haben dürfte, den Diaz Brother Doo Wop. Das Ding gehört mit zu den Höhepunkten des Albums, wie auch das soulige „Talk To Me“, in welchem, die aus dem Okayplayer-Umfeld stammende Jaguar Wright den Track mit ihrer Stimme das fehlende Etwas dieser Platte einhaucht – Seele und Atmosphäre.Das Talib Kweli und Jean Grae in der Szene als Qualitätsgaranten, in Sachen Feature gelten, beweisen die beiden eindrucksvoll auf „Power, Money & Influence“, welches auch vom Beat eher ins aktuelle HipHop-Business passt. „I Gotta“ ist ein typischer Preacher-Track, in welchem Guru versucht seine Zuhörer zu belehren und somit den Prediger mimt. Dies bedient wieder so ein typisches Klischee, mit dem Rapper mit viel Erfahrung im Business abgespeist werden. Natürlich ist es nicht verkehrt, der kommenden Generation etwas von den Werten der vergangenen Zeit zu berichten und sie zu ermahnen, die Kultur nicht völlig zu vernachlässigen. Jedoch sollte man sich auch mit bestimmten Werten und Gebräuchen der Neuzeit bekannt machen, und es zeigt sich als unabdingbar, diese Gebräuche für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Dies hat Guru jedoch mit diesem Album versäumt.