Bizarre – HanniCap Circus

Bizarre: Der Name ist Programm! Nach einer EP und zwei Crew-Alben („Devil´s Nights“ 2001, „D12 World“ 2004) ist es nun soweit: Bizarre von D12 darf endlich sein offizielles Solo-Album „Hannicap Circus“, das über Redhead – Sanctuary Records releast wird, droppen. Natürlich wurde im Vorfeld viel darüber diskutiert und spekuliert, und laut Management soll er das Album in gerade einmal zweiundzwanzig Tagen aufgenommen haben. Um es gleich vorweg zu sagen, an Bizarre scheiden sich die Geister extrem! Die einen halten ihn für einen Versager, der nur Glück hatte, die anderen lieben ihn wegen seinen pervers erscheinenden Texten, die voller Komik sind. Es ist offensichtlich, dass Bizarre nicht zu den besten Rappern zählt, denn er rappt doch relativ langsam. Doch Bizarre macht seine fehlenden Rap-Flows mit seinen Lyrics wett, die ebenso genial, wie sick sind. Sein Flow ist im Vergleich zu früher auch nicht mehr ganz so schleppend und stockend.Dass Bizarre trotzdem immer noch der alte ist, wird gleich in dem „Public Service Announcement“-Skit klargestellt. „This is another public service announcement brought to you in part by that fat shower-cap wearing, nipple rubbing son of a bitch“. Durch diese eindeutige Aussage scheint alles gesagt, doch Bizarre hat mehr zu bieten. Von D12 kennt man Bizzy ja als Witzbold und Clown, dem gar nichts weit genug unter die Gürtellinie zu gehen scheint. Seine erste Singleauskopplung „Rock Star“ lässt seinen „Esprit“ erkennen. Sie knüpft inhaltlich an die D12 Single „My Band“ an. Nachdem Bizarre damals das Zepter des Leadsängers übernommen hatte, ist er nun der „Rock-Star“. In dem von Eminem produzierten Song, der bereits nach einmaligem Hören sofort zu einem Ohrwurm wird, spielt Bizarre selbstironisch verschiedene Rollen, angefangen von Lil John über Usher, bis hin zu 50 Cent und Hugh Hefner. Natürlich lässt es sich Bizarre auch nicht nehmen, ordentlich auf den Tisch zu hauen. So wimmelt es auf der CD nur so von irren Textfetzen. Mal hat es ihm die Pädophilie angetan („She’s so sweet, six year old freak“), mal bringt er Leute um, mal beschreibt er, wie ihn Michael Jackson mit Keksen und Milch in einen seiner berüchtigten Räume gelockt hat. Und er kommt auch wirklich auf die Idee, einen Track mit Gospel-Chorus aufzunehmen und im gleichen Stück ausschließlich darüber zu rappen, wie er den ganzen Tag am kiffen ist. Neben Drogen sind natürlich Frauen das Lieblingsthema des Detroiter Rappers. Ganz versaut wird es, wenn Bizarre zusammen mit Devin the Dude und Big Boi über „Porno Bitches“ rappt, und dabei gewisse Sex-Praktiken ausführlich beschreibt. Doch neben solchen Songs, auf denen Bizarre seinen Sinn für Comedy freien Lauf lassen kann, tut man Bizarre echt Unrecht, ihn auf den Fun-und-Chill-Effekt zu reduzieren, denn er hat auch durchaus eine sensible, weiche Seite, die schon auf dem „D12-World“-Album angeklungen war und nun auf Tracks wie „Coming Home“ und „One Chance“ unter Beweis gestellt wird. Diese Tracks klingen im Vergleich zum Rest des Albums sehr ungewöhnlich. Bei „One Chance“ berichtet er unter anderem darüber, dass er schon immer Rapper werden wollte, doch niemand glaubte an ihn, nicht einmal seine eigene Mutter. Die herausragendsten Lieder für mich sind „Fuck Your Life“, „Porno Bitches, „Ghetto Music“, „Gospel Weed Song“, das melancholisch ruhige „Coming Home“, „HipHop“ feat. Eminem, „Let The Record Skip“ und „Nuttin At All“. Musikalische Unterstützung erhält Bizarre von Gastrappern wie Eminem, Big Boi von Outkast, Stic. Man von Dead Prez, Obie Trice, D-12, Raphael Saadiq und Sindee Syringe. Für die Beats waren unter anderem Mr. Denaun Porter aka Kon Artis, Devin the Dude von Rap-A-Lot, der sich unter anderem bereits durch Gastauftritte bei Dr. Dre, Xzibit oder den Dilated Peoples einen Namen gemacht hat, sowie Hi-Tek und Eric Sermon zuständig und das Detroiter Schwergewicht King Gordy. Die Producer haben sich vorerst, so scheint es, vom Shady-Records-Sound verabschiedet und stattdessen düstere Midwest-Beats gezaubert. „HipHop“, „Nuthin‘ At All“ und „Let The Record Skip“ lassen sich zum Beispiel problemlos in die gleiche Sparte einordnen. Letzteres Lied basiert auf der „I’m ripped, I’m on an acid trip. My DJ’s in a coma for lettin‘ the record skip“-Textzeile des D12 Song’s „Under The Influence“ der Marshall Mathers-LP, die entsprechende Line wird hier als Hook verwendet. „I Need A Friend“ hat sogar Rockeinflüsse – hört sich auch gut an.