Eminem – Encore

Ich habe gehört, “Encore” soll angeblich Eminems letztes Album werden, bevor er sich endgültig ausschließlich der Label-Arbeit widmen möchte. Man möchte also meinen, dass es mit „Encore“ einen letzten Genie-Streich hätte geben müssen.

Nach „The Eminem Show“, Ems letztem Longplayer aus dem Jahre 2002, hat uns nun also „Encore“ erreicht. Zumindest mich hat er dann anschließend nach ein paar Runden im Player etwas unbefriedigt zurückgelassen. Jetzt ist es ja auch Usus, dass gerade Künstler, auf denen hohe Erwartungen lasten, immer wieder gern mit Sätzen wie: „Also an das erste/letzte Album reicht diese Produktion aber nicht heran.“ unter Beschuss geraten. Für mich stellt sich in solchen Fällen immer die Frage: Würde man das aktuelle Album am Ende besser finden, wäre das vorangegangene Schrott gewesen? Erhält der Entertainer durch einen zurückliegenden Verriss einen „Ist ja diesmal wieder gut gegangen“- Bonus? Für mich ist „Encore“ – durch in Betracht ziehen dieser Fragen – immer noch eines der besseren Rap-Alben, und doch, gemessen an seinen eigenen Maßstäben nur Durchschnitt.

Das Album zielt deutlich in Richtung Verkaufszahlen – für jeden ist was dabei. Schwergewichtige Beats, Synthies und düstere Orchesterspielereien stehen zwischen Dance-Produktionen („My 1st Single“, „Crazy In Love“, Just Lose It“). Thematisch befasst sich „Encore“ mit Sozialkritik („Mosh“), Vergangenheitsbewältigung („Yellow Brick Road“), Familieninterna, Medien(„Like Toy Soldiers“), Pop-Kultur und Homophobie. Das übliche Lied für ´s gute Kind („Mockingbird“) darf dabei ebenso wenig fehlen, wie das Stück für die miese Mutter.

Was also machen, mit dem aktuellen Eminem-Album? Trotz aller berechtigten Kritik, sollte man Ems Qualitäten als scharfzüngiger „Comedian-Rapper“ mit äußerst wachem Verstand schätzen, auch wenn die Umsetzung all dessen diesmal etwas flachbrüstig ausgefallen ist. Gut, Dr. Dre-Beats klingen auch nicht mehr wie aus der Hand eines jungen Gottes, Eminems Rhyme-Style wurde hierbei auch nicht wirklich neu erfunden (abgesehen von etlichen Gesangsversuchen) und gefeatured wird ausnahmslos das „Who Is Who“ von Shady Records. Bis auf eine quasi Ausnahme, die auch gleichzeitig aufzeigt, dass Em Mitte der 80er dieselben verdammten Pop-Platten im Regal stehe hatte wie ich: Martika!! Aus deren einzigem wirklichen Hit „Like Toy Soldiers“ stammt die Hook zu Eminems Track gleichen Namens. Für die einen mag dies nun den größten Minuspunkt ausmachen, für die anderen ist dies einfach das abgefahrenste Cover der Welt.

Um also noch mal auf die anfänglich erwähnte Gerücht, Eminem veröffentliche mit „Encore“ seine angeblich letzte LP, zurückzukommen: Ich hoffe ehrlich, dass das nicht der Fall ist! Denn mit einem nur zumutbaren Album abzudanken sollte Mathers Ziel nicht sein.