Ill Grill – History

Wenn man in diesem Land zweisprachig groß geworden ist – soll man dannn auf Deutsch oder Englisch rappen? Diese Diskussion gibt es schon seit den Anfängen des sogenannten „Deutsch-Rap“. Heutzutage gibt es in Deutschland nur noch wenige Rapper, die die englische Sprache als Ausdrucksform wählen. Beispiele hierfür sind Ali (Square One), KC da Rookee und Raptile. Jetzt muss man noch den Nürnberger Rapper Ill Grill dazu zählen.

Für den 22-jährigen Halbamerikaner stand sofort fest, dass er in Englisch flowen wollte. In der Nürnberger Szene machte der MC mit einigen Mixtapes- und Songfeatures bereits auf sich aufmerksam. Nun kommt mit „History“ sein Debütalbum auf den Markt. Wenn man auf Englisch rappt, muss man sich allerdings auch einen Vergleich mit amerikanischen und englischen Rappern gefallen lassen. Zieht man einen solchen Vergleich, schneidet Ill Grill jedoch enorm schlecht ab. Sein Flow ist zwar nicht katastrophal, doch man hat das ganze Album über das Gefühl, als hätte er keine wirkliche Motivation.

Vielleicht mag das auch an den durchschnittlichen Beats des Hausproduzenten Ronin liegen. Mir kommt es vor, als hätte man auf Basslines komplett verzichtet. Nur Kicks, Kicks und wieder Kicks. Die Stücke haben nichts Zwingendes und nichts Pumpendes, wobei die Melodien teilweise noch recht brauchbar sind. Leider bringt aber vor allem auch Ill Grills textlicher Output weder Neues noch Abwechslung. Auf einem Großteil des Albums rappt er darüber, wie gut er spitte, dass er der Playa No.1 sei, und dass jeder außer ihm eh´scheiße ist.

Ausnahmen sind „Castle Of Sand“, in welchem er über seine Frau und seine Beziehung zu ihr rappt oder „Sacrifices“, wo er darüber philosophiert, dass man viel aufgeben muss, um etwas zu erreichen. Man möge mir jetzt nicht nachsagen, dass ich etwas gegen dieses ganze Representer-Ding oder „Ich-bin-der-Beste-und-Fick-Euch-alle“-Getue habe. Auch bin ich kein Playahater! Wenn man das ganze in coole Rhymes verpackt und das alles lustig rüberkommt, geht das klar. Doch Ill Grills Reime sind weder spannend noch neu. Es kommt einem vor, als hätte man das Ganze schon vor Jahren und seitdem immer wieder aufgetischt bekommen.

Allerdings gibt es auch Lichtblicke auf dem Album. Das vom Optik-Member Amar produzierte „Where U At“, welches diesen auch featuret, ist ganz cool und auch Peak hat mit „Xtra Xtra“ einen chilligen Song arrangiert, der mit coolen Cuts zu überzeugen weiß. Stücke wie „Big Cohones“, „Theme Song“ und „Chikk Chikk Blaaow“, die stark nach DownSouth klingen und zum Flexen animieren, werden durch Ill Grills müden Flow jedoch völlig entkraftet. Wer sich mit Mittelmaß zufrieden gibt, dem sei Ill Grill’s „History“ ans Herz gelegt.