In Zeiten der allgegenwärtigen Bosstransformation oder der Maskulin-IP (kein Programm) sieht es langsam aber sicher ganz Deutschrap ein und beugt sich endlich den neomaskulinen Schönheitsidealen. Wie einst 50 Cent auf seinem Album-Cover von „Get Rich Or Die Tryin“ präsentieren sich nun auch immer mehr Deutschrapper auf ihren Covern nach eben diesem Vorbild: toughe Pose, nackter Oberkörper.
Eins der wohl testosterongeladenesten Beispiele ist das Cover von Majoes Album „Breiter als zwei Türsteher“. Ich meine, allein der Titel hat meine Erwartungen an den Körperbau hinter dieser Rhetorik bis in den Himmel geschossen und ich wurde nicht enttäuscht: Ein breitschultriger, halbnackter Majoe mit einem erlegten Büffel – auch wenn Majoe betont, es handle sich um einen Stier, der auf seinen Stiernacken anspiele – im Nacken. Geht es noch maskuliner? Ich glaube nicht. Da geht doch wahrlich die Fantasie mit mir durch. Endlich wird dem an Männlichkeit interessierten Auge auch mal was geboten. Kein Wunder, dass die Deutschrap-Fanbase immer mehr Frauen zählt. Was für Hipster-Rap, was für gefühlsduselige Lines? Das sind doch längst überholte Klischees, die eine Frau nicht zum Rap bekehren, sondern höchstens anöden. In Wirklichkeit sind es diese männlichen und freizügigen Cover, die mich Deutschrap-Alben kaufen und die Künstler anhimmeln lassen.
Neben „BA2T“ habe ich mir auch schon Jaysus „Sünde“ vorbestellt. Dieses Album wird sich hervorragend auf meinem Schrein zwischen den anderen rappenden Fitness-Gurus à la Silla machen. Jaysus versucht aber nicht mit Jäger-Skills zu bestechen, sondern mit Natürlichkeit. Ein durchtrainierter Mann mit intensivem Blick – ein Traum.
Doch auch wenn dieser Trend tatsächlich ganz nett anzusehen ist, frage ich mich, wie es dazu kam. Selbstverliebtheit? Stolz auf den utopischen Körperbau? Die konkrete Antwort habe ich natürlich nicht parat – schließlich laden die oberkörperfreien Portraits zum anschmachte und nicht zum Hinterfragen ein. Wenn ich mir aber eine Antwort auf dieses Phänomen überlegen sollte, dann kann ich es mir eigentlich nur so erklären: Sex Sells. Dieses Motto ist natürlich längst bis zum geht nicht mehr ausgereizt. Darum wurde es auch mal Zeit, dass die Bikini-Girls und Stripperinnen, die Tag ein Tag aus für Rapvideos oder Gangster-Shootings schuften endlich eine Auszeit bekommen und von ihren eigentlichen Arbeitgebern abgelöst werden.
Doch was führen diese Künstler nur im Schilde? Wollen sie wirklich eine neue weibliche Zielgruppe ansprechen? Wenn das der Fall sein sollte, sage ich: nur weiter so! Allerdings möchte ich auch an die Rapper im Land appellieren, die noch nie ein Fitnessstudio von innen gesehen haben: Jeder Trend endet mal und vielleicht wird der Wohlstandsbauch oder der Lauch-Arm das nächste It-Piece auf den Album-Covern sein. Ich lasse mich gerne überraschen, welche maskulinen Styles demnächst Deutschraps Album-Covers zieren und dominieren werden.