Jago – HörenSagen!

Nach dem Label-Sampler „Stückvisite“ der Takt & Ton Crew im letzten Jahr erscheint mit „HörenSagen!“ nun das erste Soloalbum des Takt & Ton MCs Jago. Ein Zeitgenosse, der nicht gangstermäßig sein Revier markieren will oder mit Pimp-Raps um die Ecke kommt, sondern erstens Parts mit Witz bringt und einen zweitens zum Denken animiert. Vom Cover und vor allem von Jagos Parts auf dem Stückvisite-Sampler her habe ich mit überwiegend nachdenklichen und gesellschaftskritischen Texten gerechnet. Zwar findet man diese auch auf dieser Scheibe, wie z.B. in „Lebensgeschichten“, jedoch überwiegen Tracks, in denen sich Jago über sich selbst auslässt und sich mit (Wort-)Witz über Toys und andere Störfaktoren hermacht. In meinen Augen ein Zeichen für einen völlig eigenen Style, denn bei diesen 20 Tracks (plus Intro und Outro Strophen) werden viele Sparten abgedeckt, ohne das man das Gefühl bekommt, Jago wolle alles bedienen oder auf irgendeinen Zug aufspringen.

Als Features ist neben der Takt & Ton Crew (Crisan und Doc Sun auf „1. Million“ und Skize One auf „Lern Fliegen“) die Ostblokk Pyranja mit druff. Sie macht zusammen mit Jago „Allet Jut“ und sorgt für die einzige weibliche Komponente auf „Hören Sagen!“. Besonders gefällt mir das Feature mit Ono (vielen sicher noch aus Walkin‘ Large-Zeiten bekannt) – der Beat hat einen Hauch Live-Atmosphäre und klingt mit den englisch-sprachigen Raps von Ono wirklich sehr nice.Des weitern ist Doppel No von der Dejavue Crew mit einem mahnenden Storytelling-Track am Stizzl. Bei diesem Track steht die Technik klar im Vordergrund. Doppel No und Jago wechseln sich nach jeder Zeile ab, was man bei einem Feature-Track auch nicht alle Tage hört.

Zu den hauptsächlich von DJ Nice und teilweise von Frantic beigesteuerten Beats muss man mehr als nur ein Wort verlieren, denn sie sind ein dickes Plus der Scheibe. Wie auch schon auf „Stückvisite“ sind sie oft mit Gitarre, Geigen oder Klavier-Melodieelementen versehen. Sicher keine Standardbeats, manchmal experimentell, jedenfalls immer ausgetüftelt, bilden sie mit Jagos Raps stets eine Einheit bilden. Hervorzuheben sind hier ganz besonders „Mein Weg“ und der „Partytrack“.

Für mich ist die Scheibe auf jeden Fall mal ein Underground-Ding, das zu supporten ist, denn das Gesamtprodukt kann sich wirklich sehen lassen. Sich die Free-Download Single „HörenSagen!“ (unter www.taktundtonmusic.de) downzuloaden, reicht bei weitem nicht. Jeder, der nach dem Hören der Single Bock auf mehr hat, sollte die Taler locker machen und sich die CD z.B. im rap.de/shop sichern.