Mike Skinner hat zwei großartige Jahre hinter sich. 2002 schoss er förmlich in den Musikhimmel hoch, sein Debütalbum „Original Pirate Material“ wurde mit Lobeshymnen überschüttet, die Europatour war ein riesen Erfolg, und der blasse Engländer schmückte die Titelblätter verschiedenster Zeitschriften.
Das Leben von Mike Skinner hat sich also grundlegend geändert, doch hoffentlich nicht seine Art, Musik zu machen. Bereits beim Debüt wurde es mit Staunen aufgenommen, dass Mike alles selbst produziert und geschrieben hatte. So ganz in Ruhe, ohne große Ansprüche oder sonstige Auflagen. Die Situation vor seinem Nachfolger „A Grand Don´t Come For Free” war eine völlig andere. Zumindest für Außenstehende.
Es gab eine ausgeprägte Erwartungshaltung seitens der Fans, seitens der Musikindustrie und sicherlich auch seitens des Labels. Möglicherweise auch von Seiten des Künstlers, Mike Skinner. Das kann ich nicht genau beurteilen. Was ich aber beurteilen kann und möchte, ist das Ergebnis, das zweite Album. Es ist gut. Nein, es ist mehr als gut, es ist wirklich klasse.
Mike Skinner hat das Gespenst „One Hit-Album Wonder“ mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit in die Schranken gewiesen.Nachdem er auf seinem Debüt Genres wie Garage, Dub und HipHop-Elemente zu einer wilden, frischem Mischung zusammengetragen hatte, lichten sich die stilistischen Experimente auf „A Grand…“ ein wenig. Wer sich an die etwas härteren Tracks wie z.B. „Sharp Darts“ erinnert, wird auf diesem Album weniger bedient.Es geht ein wenig ruhiger und melodischer zu, die einzelnen Songs wirken stärker ausproduziert, und der Fokus liegt oft mehr auf den Melodien als auf dem Beat selbst.
Aber auch lyrisch zeigt Mike seine Extraklasse. „A Grand…“ ist ein Konzeptalbum. Die Geschichte, die hier auf elf Tracks erzählt wird, dreht sich ums Verliebtsein, in sämtlichen Facetten. Das hört sich sicherlich nicht besonders außergewöhnlich an, aber Mikes Talent, auch einfachen, alltäglichen Situationen, wie z.B. eine DVD wegzubringen, etwas besonders abzugewinnen und auch den Hörer davon zu überzeugen, dass es wichtig ist, macht diese Geschichte zu einer besonderen.
Ein Konzeptalbum ist besonders stark, wenn die Tracks auch einzeln funktionieren – und auch das klappt hervorragend.In der Einleitung des Albums, „It was supposed to be easy“, schildert Mike, dass in seinem Leben einfach alles schief geht und er seine Frustration nicht mehr verstecken kann. So geht es los, die Reise durch Mikes Liebesleben.
Viel mehr nehme ich hier nicht vorweg. Sein Dialekt ist sicherlich nicht immer einfach zu verstehen, aber das Album bietet auch musikalisch viel, von ruhigen Liebesliedern bis zu 2-Step Beats, Gitarrensamples, tiefe Basslinien oder melancholischen Streicherpartien ist alles vorhanden, was ein würdiger Nachfolger von „Original Pirate Material“ braucht.
Es handelt sich hier sicherlich nicht um ein klassisches HipHop-Album, aber es lohnt sich, hier und da mal über den Tellerrand zu schauen. Sonst könnte es sein, dass man ein hervorragendes Stück Musik verpasst.