Der Supermutant Lenny bringt nun, nachdem auch er das sinkende Schiff PDNTDR verlassen hat, sein neustes Werk „Boss Musik“ in Eigenregie an den Start. Offiziell ist es ein Mixtape aus neuen, aus diesem Jahr stammenden Songs und älteren unveröffentlichten Songs aus der Zeit, in der „Fight Club“ entstanden ist. Doch kann „Boss Musik“ durchaus als zweites Album nach dem Debüt „Fight Club“ betrachtet werden.
Bereits nachdem ich die CD in den Player eingelegt habe, werde ich vom Intro überrascht. Hier begrüßt Ralf Richter, den man aus zahlreichen Fernsehfilmen kennt, den Zuhörer und erzählt, dass er Lennys Boss Shit bei 260 Sachen auf der Autobahn pumpt. Ich kann mir vorstellen, dass er damit nicht der einzige ist.
Wie wir vor einiger Zeit berichteten, hat sich Lenny im Streit von seinem ehemaligen Label getrennt und es sich daher nicht nehmen lassen, seinen Ärger und Frust in einen tighten Text zu verpacken und ihn auf einen ebenso tighten Beat von Tobeyer (Noisy Stylus) zu vertonen. Er rechnet auf „Gescheitertes Duo“ mit Peter und Put Da Needle To Da Records ab, wie es damals auch Germany (Der Klan) und Kool Savas getan haben, nachdem sie unzufrieden das Label verlassen hatten. Wenn man den Track von Lenny gehört hat und seiner Version der Geschichte folgt (es gibt bestimmt auch eine andere Seite der Medaille, aber wir beschäftigen uns hier nun mal mit einem Track von Lenny und nicht von Peter), kann man verstehen, warum er so über Put Da Needle abkotzt und wie schlecht es für ihn gelaufen ist. Probs für den Track.
Ein Song aus dem Jahre 2003 ist „Ach Was“ feat. Ercandize. Der von Lenny produzierte Beat pumpt ohne Ende im Zusammenspiel mit dem Streicher-Sample und dem rollenden Drumset. Auf dem Song battlen Len und der zur Optik Crew gehörende Ercandize in feinster Manier und beweisen, dass sie das Battletexten beherrschen. Diese Trackmarke mutiert zu einem meiner Favoriten auf Lennys „Boss Musik“.
Auf dem Beat von Bad Meets Evil (Eminem & Royce Da 59) „Scary Movie“ droppen Tatwaffe und Lenny den Song „Labels“, in dem das Problem der deutschen Rapszene, die falsche Labelpolitik der Majors, aufgezeigt wird. „Die Szene hat sich selbst gefickt – Tränen helfen nicht.“Mit einem Sample der Titelmelodie zum Film „12 Monkeys“ ist der Beat zu „Drogen ficken dein Kopf“ ausgestattet. Auf dem Track rappen neben Lenny noch Mirko, Nynjoe, Pitza und GrandTill über, wie soll es auch anders sein, Drogen-Exzesse und Abstürze. Die Strophen klingen auf diesem Track etwas zusammengepuzzelt, doch ist das keineswegs ein schlechter Song.
Das Album „Boss Musik“ besteht aus tighten Tracks, die insgesamt ein hörenswertes Werk ergeben. Zwar zählen nicht alle Songs zu meinen Favoriten, doch ist das Gesamtprodukt entscheidend, und das ist ein Muss für alle, die Lennys Stuff gerne pumpen, zu denen ich übrigens auch gehöre.
Lennys „Boss Musik“ ist das zweites Lenny-Album, das nicht nur empfehlenswert ist, sondern bei jedem Deutsch-HipHop-Fan im CD-Regal stehen sollte. Doch damit sich die „Boss Musik“-CD nicht alleine fühlt, braucht ihr unbedingt auch die „Fight Club“ CD + DVD mit Videos zu fast allen Songs. Checken!