Lazy Youth – Gebe Nicht Auf

In Sachen Reggae & Dancehallproduktionen aus deutschen Landen ist es wahrhaftig recht easy, die so genannte Spreu vom Weizen zu trennen, denn obwohl nuff Veröffentlichungen über uns Hörer hereinschwappen, gehört der Qualitätsstempel bei weitem nicht unter jeden Tune! Einer, der in jedem Fall die 100% verdient hat, ist der Wahlkölner Lazy Youth – und der ist auch nicht irgendwer, sondern Soundbwoy seit reichlich zehn Jahren. 1995 noch fester Bestandteil des Detmolder Soundsystems „Soundquake“, inzwischen Selector, an der Seite Rodneys – für „KingStone Sound Cologne“, hat der Youth vor nicht allzu langer Zeit ein mehr als beachtliches Debüt-Album, mit dem Titel „Gebe Nicht Auf“, hingelegt.

Generell gehe ich mit einer gesunden Portion Skepsis an Neu-Releases – sonst wäre ich ja mehrmals am Tag krass enttäuscht. Wer aber auf seinem Album mit einem maßgeschneiderten Bimma (Soundquake) Special-Intro aufwarten kann, hat die Hürde des ersten Eindrucks direkt und bravourös genommen.

Alles, was danach folgt, bedient problemlos jedweden Style, ob nun Badman-Toasting oder Gesang. Lazy flowt ziemlich versatile – weist lyrisch einen interessanten Aufbau seiner Tunes auf und kommt somit dem jamaikanischen Original weit näher als anfangs vermutet.

Der Titel-Track des Albums „Gebe Nicht Auf“ basiert, meines Erachtens nach, auf Dr. Albans „No Coke“-Riddim – was ich zwar nicht beweisen kann, doch ertappte ich mich dabei, wie ich, im Laufe des Anhörens, die „…Cocaine will blow your brain…“-Hook nebenher summte.

Anschließend folgt eine nette Homage an deutsche Riddim-Produktionen. „Alles Aber Nichts“ supportet den „OO7-Shanty Town“-Riddim aus dem Hause Pow Pow – ebenso wie der „Celebrate“-Riddim, welcher die Grundlage für den Titel „Mehr Liebe“ bietet. „Playerhater“ schwappt düsterst über die Seeed-Produktion „Pharao“. Der Homage-Reigen findet sein Ende mit einer unglaublich gut gelungenen Cover-Version eines alten Songs des verehrten Rio Reiser „Arbeitslosenreggae“ – eine Darbietung mit Kultcharakter!

Nach dem eher sozialkritischen Tune „Ghetto Youths“ gibt es wieder ordentlich Futter für alle beim Lachen anzustrengenden Muskeln – „Lahmacun und Döner“ feat. Dr. Ring Ding wird auf ewig Seinesgleichen suchen und jeder auch nur im Ansatz gewagten Beschreibung spotten. Für „Ladykiller“ wagte man sich, unter Mithilfe des Generals (Degree), an einen der wichtigsten Dancehallriddims überhaupt: Dave Kellys „Pepperseed“. Der gut gelungene „Umbau“ und die Umbenennung in „Mystic“-Riddim werden von Natural Mystic verantwortet. Und ja, verstecken muss man sich mit diesem Ergebnis keineswegs.

Ich weiß, es ist unüblich, in einer Rezension alle Tracks durchzukauen, aber ich kann nicht anders und muss somit auch noch den zwei Schlusslichtern „Ich Liebe Dich“ und „Heimweh“ Erwähnung schenken. Beide starten ziemlich geruhsam und rollen anschließend quasi die Sache von hinten auf. Ersterer beweist unumstößlich, dass auch ein Deutscher heftig Zungeschnalzen und wie Gregory seufzen kann – „Heimweh“ wiederum burnt mit der, wie ich es nenne, Land-Rap-Bridge.

Mir bleibt am Ende tatsächlich nur zu sagen, dass Lazy und sein „Basslabor“-Kompagnon Bazzazian keineswegs aufgeben sollten und sich Soundsystems durchaus mal an eine deutsche Dancehall-Scheibe wagen sollten. Es darf eben nur nicht die Falsche sein!