Skinnys Abrechnung: Abschiedsbrief

Das wird keine Abrechnung, sondern ein Abschied. Schweren Herzens muss ich – blablabla. Ich spare mir an dieser Stelle das Gesülze und sage es gerade heraus: Ich habe keinen Bock mehr auf meine Kolumne. Okay, keinen Bock trifft das Ganze nicht richtig. Aber wie vielleicht einige bemerkt haben dürften, ist doch ein wenig die Luft raus. Vergleicht mal die ersten paar Abrechnungen mit den aktuellen Ausgaben. Klingt vielleicht esoterisch, aber: Das Feuer ist weg. Ich ertappe mich dabei, wie ich grüble, was mich denn aufregt. Dann finde ich zwar auch (mehr oder weniger schnell) etwas, was mich sehr stört – aber da es in diesem Moment überhaupt kein Thema war, entsteht dann eher eine Abhandlung als -rechnung. Dann kann ich auch einen Kommentar schreiben. Die Abrechnung hat sich ja wider Erwarten doch ziemlich etabliert und stellt so etwas wie eine kleine Trademark da. Ich möchte dieses Format nicht bis zum Erbrechen ausquetschen.

Das heißt aber nicht, dass „Skinnys Abrechnung“ jetzt tot ist. Sie wird nur nicht mehr wöchentlich erscheinen. Wenn sich mir etwas aufdrängt, dann wird eine Abrechnung erscheinen. Das muss auch nichts aktuelles sein, es gibt immer noch genug Scheiße, mit der ich gerne abrechnen würde – wenn ich in der Stimmung dazu bin und das Thema mich beschäftigt. Ich hatte dieses Problem bereits vor einigen Wochen, als ich mich nicht auf „Stress ohne Grund“ einlassen wollte. Ich will einfach keinen halbgaren, lustlosen Müll veröffentlichen – Klicks hin oder her, an denen verdiene ich eh nichts.

Ich wollte nie grundlos Welle machen, um Aufmerksamkeit abzugreifen, zu polarisieren, „endlich sagt’s mal jemand„s zu ernten oder mich in das Licht des Revoluzzers rücken – auch wenn mir das oft unterstellt wurde. Ich war einfach der Meinung, dass mal jemand sein Maul aufmachen müsste – und da ich das ohnehin gerne tue, war dieser jemand ich selbst. So viel Dreck wurde und wird geduldet, ohne dass jemand kontra gibt – außer Social Media-Kommentatoren. Aber ein Facebook-Kommentar hat eben nicht die Reichweite oder den Einfluss – die meisten Kommentatoren haben auch nicht die rhetorischen und argumentativen Mittel – den Künstler und die „Öffentlichkeit“ zum nachdenken zu bewegen oder zumindest gehörig vor den Karren zu pissen. Ich wollte das aber nie auf Teufel komm raus provozieren und mir erst recht nicht krampfhaft Reibungspunkte aus den Fingern saugen. Daher dieser Schnitt, bevor es wirklich bergab geht.

Allerdings kann man davon ausgehen, dass die sporadischen Abrechnungen dafür umso bissiger werden – zumindest gehe ich das. Außerdem heißt das nicht, dass ich ganz furchtbar schrecklich ausgebrannt und gebeutelt bin – gibt ja immer noch wacke Alben zu reviewen, Kommentare und Glossen zu schreiben und Twitter zum herumpöbeln. Übrigens habe ich noch ein Trostpflaster auf Lager: Wir arbeiten an einem Konzept, die Abrechnung zukünftig in Videoform zu veröffentlichen. Schriftlich soll sie dann natürlich ebenfalls erscheinen – was wäre ich denn ohne meine Tastatur? Das könnte auf jeden Fall sehr fresh werden.

Zum Abschluss doch noch ein paar obligatorisch-wehmütige Weichei-Worte: Ich habe niemals damit gerechnet, dass das Projekt so gut ankommt und habe mich sehr gefreut, wenn eine anständige Diskussion zustande kam. Die Betonung liegt auf „anständig“ *Hust #OliverMarquatisteinfetterHurensohn#Boykottrapde Hust*. Aber ich habe mich gelegentlich auch gefreut, wenn Künstler angepisst waren, weil sie einfach nicht einstecken können. Ich hatte außerdem einige sehr interessante Privatgespräche mit Rappern, die sich als kritikfähige, korrekte Menschen erwiesen – trotz meiner „Angriffe“. Letztendlich hatte ich aber vor allem eines: Verdammt viel Spaß! Danke!

PS: Keine Shoutouts, ihr Geier!