2003 nähert sich nach und nach seinem Ende, doch bevor wir uns in den Winterurlaub verabschieden, sollten noch mal einige 12-Inches Erwähnung finden, die über die letzten Wochen eingetrudelt sind. Allen voran ist dabei für meinen Geschmack ein Mann namens Doujah Raze zu nennen, der mir bis vor kurzem noch völlig unbekannt war. Auf seinem eigenen Label Trilogy Records veröffentlichte er gerade die 12 The Dedication b/w Ghosts Of Mars, auf der der erst 24-jährige MC aus Brooklyn New York so abgeklärt burnt, als wäre nichts leichter als das. Die A-Seite The Dedication featuret O.C. und Born Unique und wurde von einem Mann namens Danny Digger Frazitta produziert, den ich bisher genauso wenig kannte, wie den MC selbst. Das Instrumental pumpt in mäßigem Tempo vor sich hin und lebt von langen und kräftigen Bläsersamples. Mit Yeah it´s fort he streets, the hustlers, the ballers and the freaks you gotta hold that heat leitet die äußerst charismatische, dunkle und raue Stimme Doujahs die Representer-Hymne ein. Die B-Seite Ghosts Of Mars stammt vom Produzententeam The Double-J, die hier gerade im Hinblick auf die anstehende Weihnachtszeit mit Streichern und warmen Vibraphonsounds einen perfekten Job gemacht haben. Auch hier überzeugt Doujahs entspannter Flow auf ganzer Linie, an den Decks von Turntable-Legende Mista Sinista angemessen unterstützt. Schön, dass man immer wieder so angenehm überrascht wird! Definitives Muss, das Ding.
Die nächste Künstlerin dürfte den Meisten wohl besser bekannt sein: Apani B. Fly MC aus dem Umfeld von New Yorks Underground-Gott Mr. Complex bereichert uns im Vorfeld ihres bevorstehenden Solo-Longplayers mit der 12 Abracadabra b/w Say What Niggas. Standesgemäß wurde die A-Seite vom Ober-Symphaten DJ Spinna produziert, der uns einen seiner typisch-fluffigen, leicht synthie-angehauchten Gute-Laune-Beats liefert. Darauf erzählt Apani vom daily-business: It´s all the same killing time, making magic in the basement round the world recording …. Die B-Seite kommt von keinen Geringeren als den Beatminerz, die für Say What Niggas einen recht reduzierten Beat geschraubt haben, der auf einem eher unspektakulären Bläser-Sample basiert. Dafür lässt das Instrumental so dem nun etwas ernsteren Thema der Situation der Black-Community in den Staaten angemessen Raum, zu dem Apani in der ihr eigenen Art einen bereichernden Beitrag liefert. Passt.
Einen wahrhaften Traum auf Vinyl haben wir schließlich Diverse zu verdanken, der auf der zweiten Auskopplung aus seinem Album One A.M.den Kollegen Lyrics Born sowie die Produzenten-Überflieger RJD2 (auf der A-Seite Explosive) und Madlib (auf dem B-Seiten-Track Aint Right) versammelt. Natürlich hält das Line-Up, was es verspricht Explosive bewegt sich schon eher in Uptempo-Gefilden und zeigt DefJux-Artist RJD2 in bester Rock-Laune. Klare Ansage. Ebenso erwartungsgemäß zeigt sich Stonesthrow-Ikone Madlib auf Aint Right vergleichsweise etwas verhaltener und liefert ein warm-flirrendes Instrumental mit einem Soul-Vocal-Sample (I know for certain everything aint right), das nur auf diesen Beat gewartet zu haben scheint. Selbst das Cover der Scheibe ist größtes Tischtennis. Kaufen!
Mit DJ Sat-One und der 12-Inch Aftermidnite meldet sich auf Soulspazm Records schließlich einer der Schüler aus der A Touch Of Jazz-Schule aus Philadelphia. Schnell wird dabei deutlich, dass Mentor und Meister Jazzy Jeff auch im Falle von Sat-One einen guten Job gemacht hat. Zugegeben konnte man sich davon natürlich auch schon in der Vergangenheit auf den Sat-One-Beiträgen zu Jazzy Jeffs Producer-Album in der BBE-Serie oder zum Baby Blak-Album Once You Go Blak (ebenfalls auf BBE/Rapster) überzeugen. Nun heißt der Recording-Artist aber eben schon auf dem Cover Sat-One, und mit Aftermidnite gibt der producing DJ mehr als nur eine nette Visitenkarte ab. Schon der Titeltrack wartet mit den angemessen jazzigen Vibraphon-Samples und schnellen Cuts des Erzeugers auf. Auf The Popoff feat. Kamachi und Baby Blak wird der Vibe im Vergleich zu Aftermidnite noch etwas heller und fröhlicher. Skratch Makaniks stellt dem Titel gerecht werdend schließlich das von Gos moderierte Cut-Festival der Herren Jay Ski, Kweston, Excel und Jay Ski selbst dar. Sehr schön und hörenswert.
Nur auf 7-Inch kommt ein weiteres Highlight namens Pure Luck daher. Ein kleines neues Label mit der Firmenbezeichnung Bomb Mitte hat es sich zur Aufgabe gemacht, uns im 45-Format in regelmäßigen Abständen mit dem einen oder anderen ausgefalleneren Schmankerl aus der Welt des HipHop zu versorgen. Für einen der ersten Releases hat man sich dazu Kinderzimmer-MC Textor eingeladen, der auf einem mehr als eckigen Beat eines gewissen Sir Positive zwei- oder zweieinhalbsprachig rappt. Ich bin im selben Universum, aber weit hinterm Berg nur weil du da bist, heißt es nicht, dass man das merkt sach ich da nur. Dazu dann noch die im Outro schräg reingehängten Piano-Fetzen, das muss man sich erst mal trauen.
Genau wie Bomb Mitte kommt auch Meteosound aus Berlin. Grundsätzlich versteht man sich dort als Dub-Electronic-Label, doch mit der 12-Inch Monkeytribe Mixes hat man sich eines hiphop-orientierten Projekts (eben Monkeytribe) aus dem UK (Schottland) angenommen. Dessen female vocal-artist MC Soom-T glänzt zur Zeit gerade auch auf dem genialen Bus-Release auf Scape und lässt auch auf den beiden Tracks Delaware und Tribal Vibe, die auf den Monkeytribe Mixes zu hören sind, keine Wünsche offen. Delaware wurde sowohl von Thomas Fehlmann (the orb, oceanclub) als auch vom Shitkatapult-Künstler Phon.O geremixt. Des weiteren gibt es noch einen eigenen Monkeytribe Edit. Der über 7-minütige Fehlmann-Mix steigt warm-jazzig mit einem klassischeren Vibes-Sample ein und geht dann in eine synthetischere Atmosphäre über, die besonders in der Hook bestens zum leicht melancholischen Gesang von MC Soom-T passt. Auch danach entwickelt sich das Instrumental mit leichten Dub-Einflüssen interessant. Sehr gelungen das. Der Phon.O RMX liefert dann die deutlich elektronischere Variante, die in Abhängigkeit von der persönlichen Stimmung gerade richtig, aber auch mal etwas anstrengend wirken kann. Das Herz geht einem dann jedoch spätestens bei Tribal Vibe auf, in dem Soom-T singend über einem Gitarren-Loop in bester Galliano-Tradition zu hören ist. Fett.
Böse im Uptempo-Bereich bewegen sich schließlich Five Deez (K7!) auf Funky etxended, einem Party-Track mit deutlich über 120 BPM. Wie üblich kommt die freshe Produktion vom Wahl-Berliner Fat John, der selbstredend auch als MC auf dem Track zu hören ist. Die schmeichelnden Vocals in der Hook stammen von einer Lady namens Amleset Solomon, die das geschmeidige Club-Brett leicht-lasziv abrundet. Auf der AA-Seite erwartet einen der Titel B-Girl extended, der zwar deutlich langsamer daher kommt als die A-Seite, aber für HipHop-Verhältnisse immer noch reichlich Zug hat. Auch dieser Song verlässt die klassischen HipHop-Klanggefilde eindeutig und ist für den Dancefloor produziert. Geprägt wird das ganze von durchgehender, pumpender Kickdrum und einem melancholischen Trompeten-Sample. Nichts für HipHop-Puristen, viel für Open-Minder. Frohes Fest.