Defari Heirut – zu deutsch „der königliche Sohn Gottes“ – ist einer jener Artists, die damals, Mitte der 90er Jahre, ein völlig neues Bild vom Westcoast HipHop prägten, das sich nicht durch aufgesetztes Gangstagehabe auszeichnete.
Als 1997 seine Burner 12″ „Bionic“ erschien, zweifelte kaum jemand an seinen Worten: „Defari here to lock shit down“.Ein gutes Jahr später folgte dann endlich sein Debütalbum „Focussed Daily“ auf TommyBoy Records, und man merkte sofort, dass der ehemalige Highschool-Lehrer mit dem Herzen dabei war, dass er mehr wollte, als einfach „nur“ eine Platte zu veröffentlichen.Leider sah die Kundschaft das anders, und „Focussed Daily“ wurde, als eines der besten Alben der späten 90er, gerade 60000 mal verkauft.Bei Dre’s „Chronic 2001“ war Fari auf „Some L.A. Niggas“ vertreten, was er laut Interviews persönlich als extrem wichtig empfunden hat, um seinen Bekanntheitsgrad auf der Straße zu steigern.
2003, also 5 Jahre und mehrere Labelwechsel später, erscheint endlich der langerwartete Nachfolger „Odds & Evens“. Gute Aussichten?Leider nicht ungetrübt.
Schnell wird dem Hörer klar, dass Defaris Idealismus während der Querelen der letzten Jahre irgendwo auf der Strecke geblieben sein muss.Sicher, er hat immer noch die gleiche dope Stimme, und auch sein Flow ist noch vorhanden, aber technische und textliche Geniestreiche, wie sie auf „Focussed Daily“ en masse zu finden waren, sucht man oft vergeblich.
Auf „Odds & Evens“ beschränkt sich Defari inhaltlich zu oft auf die Standard-Themen, sprich: Wack-MCs, Alk, Weed & Bitches. Heute kommt er in deine Stadt, und fuckt shit up. Das passt nur nicht so wirklich zu ihm.
Und vielleicht ist das auch der Grund, warum es bei ihm leider weniger unterhaltsam ist, als wenn andere MCs die gleichen Themen behandeln.Vielleicht liegt es daran, dass manche der Hooks auf „Odds & Evens“ nicht sehr gelungen sind. Bestes Beispiel hierfür ist ironischerweise der Song „Hooks“, in dem Fariäußert: „U wanna know what keep pissin me off, pissin me off, it´s all ya hooks“. Auch „Los Angelinos“, „Slumpy“ oder „Cold Pieces“ fallen in diese Kategorie.
Vor allem ist es wohl Defaris eigentlich sehr ernsthafte Art zu rappen, die das Album im Zusammenspiel mit dem Inhalt teilweise unausgewogen und stellenweise sogar langweilig wirken lässt.Denn im Gegensatz zu den Werken einiger anderer Rapper, die ähnliche Themen haben, ist „Odds & Evens“ weitestgehend frei von jeder auflockernden Ironie, so dass es einem teilweise schwer fällt, wirklich konzentriert zuzuhören.
Dennoch soll hier nicht der Eindruck entstehen, als handele es sich um ein durchgängigschlechtes Album.Die Produktionen von Babu, Evidence und E-Swift sind durchweg erfreulich.Und die Songs, auf denen ernsthaftere Themen angesprochen werden (Behold my Life, For the love), zeigen, welche Qualitäten in „Odds & Evens“ stecken. Leider eben nicht genug davon, um als Klassiker in die Geschichte eingehen zu können.
Auf dem Titeltrack Odds & Evens, rappt Defari in einem unglaublich relaxten style: „Young killas running wild like they ain´t got no mom, and if they do, their mom must got some problems, and if she don´t, then why all the ghetto violence, the kids be involved in other brother´s dying, so me I just observe with cool silence“.Warum nicht mehr davon, wo es doch so schön ist?Auch „Diamonds in the Rough“ ist ein guter Track, zum einen für ein Mixtape für die Freundin, zum anderen, weil es erahnen lässt, dass Defari die Storytelling- Fähigkeiten, die er auf „These Dreams“ oder „Checkstand 3“ unter Beweis stellt, noch nicht verloren hat.Darüber hinaus hat „Spell my name“ das Zeug zum (HipHop-)Club Hit, der Beat bumpt fast so, als hätte Dre persönlich Hand angelegt.
Insgesamt handelt es sich bei „Odds & Evens“, aus den oben genannten Gründen, aber nicht um viel mehr als ein durchschnittliches Album.Man hört Defaris Underground-Herz, man hört aber auch, dass er versucht, mainstreamorientierte Hörer zu gewinnen, und der dadurch entstehende Eindruck der Uneinheitlichkeit trübt den Hörgenuss.Von einem Mann mit Defaris außerordentlichen Qualitäten hätte man es eigentlich besser erwarten können und dürfen.