Wunschlos glücklich zu sein ist ein Zustand, der den wenigsten von uns gegeben ist. Wäre ja auch langweilig, so ganz ohne Träume und Wünsche. In unserer Kolumne “Was ich will” führen wir aus, was Deutschrap guttun würde. Ganz subjektiv, nach Meinung des jeweiligen Autors, wie für eine Kolumne üblich: Benny Mielke wünscht sich eine Kollaboration zwischen EA Sports und Deutschrap.
Egal, ob selbst im Sportbereich aktiv, Gamer, Musiker oder einfach Fußball-Liebhaber, wer sich für das runde Leder interessiert, findet früher oder später mit großer Wahrscheinlichkeit auch Gefallen an der virtuellen Version des Fußballspielens. Seit FIFA ’98, bei dem man seine Fähigkeiten noch in der Halle unter Beweis stellen konnte, treibt es mich Jahr für Jahr Anfang Oktober in den Elektofachhandel meines Vertrauens, um dort auf die Neuerscheinung aus dem Hause EA Sports zu geiern. Vielen geht es da offenbar nicht anders und so kommt es schon mal vor, dass die vorhandenen Exemplare schon nach wenigen Stunden komplett aus den Regalen gegriffen wurden. Allerdings findet man meist spätestens im dritten oder vierten Laden dann auch die für die heimische Konsole entsprechende Version. Jedes Jahr werden die Verkaufsrekorde vom Vorjahr weiter übertroffen, sodass EA, wenn gerade kein überkrasses neues Game auf den Markt kommt, den Kampf um die Spitze der Verkaufscharts im Bereich der Konsolenspiele in Deutschland für sich entscheiden kann. Das bedeutet, dass man auch in Zukunft nicht um eine Neuauflage bangen, sondern getrost davon ausgehen kann, dass man weiterhin genügend Online-Gegner für ein Match zu Verfügung stehen und diese nicht alle zu PES übergewandert sind. (Eine Argumentation wieso PES immer noch keine Chance im Vergleich zu FIFA hat, erspare ich mir an dieser Stelle, die Meisten wissen das ja sowieso.)
„Fussballfieber – eine Runde FIFA/
Xbox One, PS4 oder Vita/
Unbesiegbar kalibrier den Controller/
Abwehr Konter Pass nach vorne“ (Celo & Abdi – FIFA Street)
Auch wenn du ein noch so harter Gangstarapper bist, sobald die Konsole und die Flimmerkiste laufen, werden Männer (und wahrscheinlich auch einige Frauen) jeden Alters wieder zu Spielkindern. Auch im Deutschrap bestimmt der Fußball beziehungsweise die Konsole oft den Alltag einiger Künstler. Allen voran Celo & Abdi, die aus ihrer Leidenschaft keinen Hehl machen und in ihrer „Abgezockt„-Serie verschiedene Spiele auf der Playstation zocken. Dazu ihre gewohnt amüsanten Talks mit verschiedenen Gästen und schon hat man ein Format à la PewDiePie geschaffen. Okay, vielleicht nicht in dem Ausmaß und auch nicht vom Niveau, wie es beim Schweden der Fall ist, aber immerhin ein Anfang. Auch bei den beiden Frankfurtern ist das FIFA 14 Gameplay, zusammen mit Haftbefehl das meist geklickteste Video des Channels. Aber nicht nur die Azzlacks weisen eine große Affinität zu FIFA auf. Unsere Kollegen von der Backspin luden für ihren diesjährigen „EA Sports FIFA 15 Cup“ unter anderem Falk Schacht, Weekend, Olexesh, Teesy, Baba Saad, sowie Psaiko.Dino und Buddy Ogün an die Gamepads. Zur Überraschung vieler ging der Pot allerdings nicht nach Frankfurt, sondern nach Stuttgart zum Chimperator-Produzenten Psaiko.Dino, der im Finale über Baba Saad triumphieren konnte.
Da es beim Zocken nicht anders ist als beim Rappen, denkt jeder Lellek, er sei der Beste und nichts und niemand könnte ihn von seinem Thron stürzen. Nur ist das bei FIFA nicht zu debattieren, es werden zwei ähnlich starke Mannschaften gewählt und das Duell um die Krone (manchmal auch nicht nur um die) beginnt. Um mal beim Thema Krone zu bleiben: Marteria beispielsweise wurde direkt „Zum König geboren„, er muss sich nicht mehr an der Konsole zu beweisen. Vielleicht ist das, vielleicht sind aber auch die entsprechenden Verkaufszahlen der Grund dafür, dass er mit „Verstrahlt“ auf dem Soundtrack von FIFA ’12 vertreten sein durfte. Diese Ehre, die von Celo & Abdi in einem Interview als die Größte, die man als Musiker erwiesen bekommen kann, definiert wurde, wurde bisher leider nur Marteria aus dem Bereich des Deutschraps zuteil. Jetzt frag‘ ich mich nur wieso. Klar, das Spiel ist international verbreitet und dementsprechend müssen auch die Soundtracks ausgewählt sein, aber ob „Verstrahlt“ seit Jahren der einzige Rap-Song ist, der auch überkontinental und von der Zielgruppe unabhängig Anklang findet, sei dahingestellt. Neben Tracks wie „Boa Noite“ von Karol Conka gehören auch Klassiker wie „Supermassive Black Hole“ von Muse unumstritten zum alljährlichen FIFA wie Freistöße und Eckbälle. Allerdings tauchen auf den Tracklists der letzten Jahre auch desöfteren Songs auf, die ohne zu übertreiben so nervig sind, dass man den Ton an seinem Fernseher ausstellt und durch seine gewohnten Ipod-Playlists ersetzt. Hier fiele mir jetzt auf Anhieb „Big Mouth“ von Santigold oder Clement Marfos „Us Against the World“ ein, um nur ein paar davon zu nennen. Wieso diese also nicht durch Raptracks ersetzen, die ebenfalls nach vorne gehen und Lust auf das Spiel machen? Dass dies in den letzten Jahren trotz des stetigen Aufschwungs des Raps so selten passiert ist, stimmt mich etwas traurig. Gerade wenn man beispielsweise die Tracklists der NBA 2K-Serie von Sega anschaut, fällt einem auf, dass diese viel raplastiger und mit Eminem, Drake, Jay-Z, Kendrick Lamar etc. auch extrem gut besetzt sind.
„Space Jam, Haze Fan /
Fifa auf Playstation /
Augen wie Chinesen /
unter meiner Ray Ban“ (Bonez MC feat. Maxwell – Leggaschmegga)
Im Jahr 2005 bringt EA die Debütversion einer neuen FIFA-Serie an den Start. Es entsteht ein realitätsnahes, authentisches Straßenfußballspiel für die Konsole, das den Namen FIFA Street trägt. Man bekommt die Möglichkeit rund um seinen eigens erstellten Spieler sein Traumteam, bestehend aus Zidane, Ronaldinho, Beckham und Co. zu formen und mit diesem auf der ganzen Welt für Aufsehen zu sorgen, indem man die besten Teams der jeweiligen Städte vom Platz fegt. Das alles aber eben nicht in den bekannten, großen Stadien, sondern auf abgelegenen Straßen in Standardkleidung, irgendwo in Marseille beispielsweise. Fast also wie in echt. Du bist noch am Anfang deiner Karriere, gehst mit deinen Jungs auf der Straße kicken, forderst diejenigen, die auf dem Bolzplatz chillen auf ein Match heraus und fegst sie vom Platz, beziehungsweise wenn es das Ergebnis zulässt sogar aus der Stadt. So weit so gut. Innovativ und dadurch besonders war allerdings auch der Kommentator. Nicht wie bei der „normalen“ FIFA-Reihe üblich Manni Breuckmann und Frank Buschmann sitzen am Mikrofon, nein, der Berliner Rapper Harris übernimmt diesen Part. Und er macht seinen Job richtig gut. „Tight, alta!„, „Uuuh, Übertalent!“ oder „Boah so schön alta, wie haste das gemacht?“ passen genau so perfekt zur Aufführung des Spiels wie Tracks wie „Queen Bee“ von The Beekeepers und Mystro als Soundtrack. Die nächste Version, FIFA Street 2 leidet, zumindest beim in-Game Entertainment-Faktor unter dem Verlust von Harris als Kommentator. Statt sich einen geeigneten Ersatz zu suchen, werden kurzerhand integrierte Radiosender entwickelt, die das Fehlen eines Kommentators gar nicht auffallen lassen sollen. Aufgefallen ist es mir trotzdem und ich finde es, gerade im Vergleich zur älteren Version, gar nicht mal so cool.
Allerdings zeigen diese ganzen Beschreibungen doch schon, dass sich die Verantwortlichen bei EA ab und an auch einen Kopf über die auditive Ausarbeitung des Games machen. Bei der kommenden Ausführung, FIFA ’16 bleibt deshalb nur Frank Buschmann vom bisherigen Kommentatorenduo bestehen. Unterstützt wird er dabei vom altbekannten Wolf-Christoph Fuss. Leider aber eben nicht von Bonez MC, Maxwell oder Vega.
Deshalb wünsche ich mir, liebes EA Sports-Team für die Zukunft eine abgewandelte special Rap-Version von FIFA. Dabei ist es mir relativ gleichgültig, ob eine Fortsetzung der FIFA Street-Reihe (dann aber angelehnt am zweiten, auf keinen Fall am dritten Teil) oder aber beispielsweise eine FIFA ’16 Sommer-Rap-Version entsteht. Eine Deutschrap-spezifische Version würde meine Bedürfnisse ohne Frage schon befriedigen, um aber auch international einen kommerziellen Erfolg feiern zu können, kann sich auch sehr gerne an der globalen HipHop-Szene bedient werden. Egal, ob Snoop Dogg und Nate Dogg als Soundtrack oder Celo und Abdi als Kommentator, dazu verschiedene, selbst wählbare Tracklists von Oldschool bis zu Trap im Menü, wie geil wäre das denn bitte?