Jan Kage – American Rap

Bücher über HipHop gibt es ja inzwischen schon in diverser Ausführung, mal auf persönlicher Beobachtung beruhend, mal recherchierend und auf Zeitzeugen berufend.
Jan Kage hat in seinem Buch American Rap einen etwas anderen Ansatz und Schwerpnkt gewählt. Es geht hier nicht um die chronologisch aufgeführte Entstehung und Entwicklung der HipHop-Kultur, er interessiert sich für den Zusammenhang von US-amerikanischem HipHop und der sich damit entwickelnden kollektiven Identität hauptsächlich afroamerikanischer Jugendlicher.Jan Kage stellt die These auf, dass HipHop den zentralen Diskurs junger Afroamerikaner darstellt, da jede der Gruppen (die in der Gesellschaft durch ökonomische, religiöse oder sonst welche Umstände als zu einer Gruppe zugehörig definiert werden) in ihrem Diskurs (als Diskurs wird die Vielzahl an Stimmen bezeichnet, die sich gesellschaftlich austauschen) ein konkretes Bild ihrer selbst und der anderen konkurrierenden gesellschaftlichen Sphären entwirft.In dem Buch versucht Jan Kage diese Ausgangsthese an Beispielen der Geschichte von HipHop, Herkunftsorten und in Interviews zu belegen.

Wer sich jetzt sagt: Hä, ich verstehe nur Bahnhof!, hat vielleicht erst einmal nicht Unrecht.Dieses Buch ist als Diplomarbeit in politischer Theorie entstanden und richtet sich schon eher an Leute, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, sei es an der Uni, in der Schule oder einfach privat.Es ist kein Werk, das einfach nur die Geschichte von HipHop aufrollt. Für jemanden, der sich noch nicht besonders vertiefend mit kollektiver Identität und diskursiver Kultur beschäftigt hat, und zu diesen Leuten zähle ich auch mich, ist es anfangs ein wenig mühsam und auch trocken und theoretisch, sich durch die ersten Seiten von American Rap zu arbeiten. Jan hat zwar schon viel vereinfacht und diverse Fremdwörter rausgenommen, aber man muss schon ein wenig beißen. Hat man aber den Theorie-Teil des Buches überstanden und am besten auch verstanden  und das ist nicht so kompliziert, wie es vielleicht anfangs scheinen mag , kommt Schwung in die Sache! Man merkt schnell, dass es nicht notwendig ist, ein Studium in Sozialwissenschaften zu belegen, um dieses Buch zu verstehen. Man muss sich lediglich ein wenig in das Thema reindenken und einige Begriffe verinnerlichen  was man ja trotz Pisa-Studie den Lesern zutrauen sollte.

Anhand von diversen Beispielen erlangt der Leser einen Überblick über die amerikanische HipHop-Kultur von den Anfängen bis Heute, unter Berücksichtigung von politischen und sozialen Hintergründen. Was als Party-Spaß begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem zentralen Musik- und Lebensstil gerade afroamerikanischer Jugendlicher. HipHop wurde zu einer Ausdrucksform, mit deren Hilfe Identität konstruiert wird.Dieses Buch bietet sowohl für Leute, deren Interesse für die Geschichte dieser Kultur gerade erst geweckt wurde, als auch für Leute, die schon ein oder mehrere Bücher über die Entstehung von HipHop gelesen haben, ein interessantes Werk. American Rap von Jan Kage, beleuchtet explizit den sozialgeschichtlichen Hintergrund der USA, der natürlich untrennbar mit der Entwicklung von HipHop verbunden ist.
Ein interessanter Ansatz, spannend umgesetzt!