Introduced wird die, in meinem Gehör etwas neuartige, aber durchaus positiv fortschrittliche CD vom „geistreichen“ Frontmann Dany, dermit gutartikulierten Versen, in die leichtverständliche Metaphern und Versinnbildlichungen eingebaut sind, sein kleines Team beschreibt und sich selbst vorstellt. Daniel ist der, „der mit dem Kerl aus der Bibel lebt“! Er hat als Musikerkollegen DJ Shockwave, „der seine Platten mit Liebe pflegt“, außerdem dazu Nic, Tom und Michael, die den nötigen musikalischen Background für „Geistreichs“ Ideen geben und beinahe „heilige“ Beats auf dem Album untergebracht haben. Nach der kleinen Vorstellungsrunde und anschließender Präsentation Shockwaves mit schnellen Scratchpassagen by himself sind die Hörnerven des Fans bereit, „Geistreichs“ Ansichten nachzuvollziehen. Diese kommen mit leichter und lockerer Art, nicht stumpf und pressend rüber, haben aber trotzdem einen hohen Stellenwert im Gesamtkontext und gelangen sicher ans Ziel.
Es geht nicht nur ums Verstehen, sondern auch um das „gut“ klingen, um damit zurück zur wichtigen, oft vergessenen, Rolle der Musik zukommen. Aufgrund der nennenswerten Konzeptarbeit im großenLP-Zusammenhang klingt das Album wie ein Buch, das mit dem ersten Ton die erste Seite aufschlägt und anfängt, sich selber vorzulesen.Jede Seite wird einzeln aufgeschlagen und jedes Thema von allen Punkten beleuchtet, die Seiten (Songs) werden also gründlich gelesen(vorgespielt), ohne dass man zwischen den Zeilen viel zu deuten hat. Man muss die Tracks nur einmal hören, um viel, zwar nicht gleichalles, zu verstehen. Mit der letzten Note wird auch das Buch zugeschlagen. Diese Arbeitsweise ist sehr lobenswert, denn teilweise fehlt vielen Künstlern beim Fertigproduzieren ihrer LPs noch die nötige Stringenz und das Durchhaltevermögen eines Konzeptes oder Rahmens. Dadurch werden sonst so oft letzte, fehlende Songs noch an einem Tag geschrieben (siehe Savas-Interview; Mkzwo 11/02 ). Das Album ist deutlich zum Ende hin gesteigert in seiner Intensität, der Verständlichkeit und der langsam einsetzenden Erholung.
Jeder Song steht im „Idealgewicht“ nicht nur für sich selbst. Ein Track, der mich positiv überrascht hat, ist der Titeltrack. Er ist ein mit teils schwerfälligen Bass- und Klaviersamples beladener Joint,der chillig Harmonie, Gemütlichkeit und Geborgenheit vermittelt. Allein Daniels Lachen am Anfang sorgt für Stimmung, obwohl dieseinsgesamt von den Instrumenten und Melodien eher runtergedrückt wird. Die Freude über das gelungene Debüt kann manDaniel wirklich abnehmen. Er gibt weiter Ausblicke, was den Käufer in fortlaufenden Joints erwartet: Die Vergangenheit, das Entstehen desDebüts und die Styles der Gegenwart, „der Hanseaten mit Fahrtwind, die am Start sind“, „bis hin zur nächsten Eiszeit“! Dieser Track istfür kalte Wintertage genau das Richtige.
Im weiteren Fortlauf der LP kritisiert Danny, ähnlich den Aufklärungsgedanken des 18. und 19. Jahrhunderts, viele Irrtümer, falsche sowie beschränkte Ansichtsweisen – das Schubladendenken -, und möchte Wahrheiten erfahren. Ob es wirklich Leute gibt, die ihnhören, obwohl und nicht weil sie ihn kennen, und ob es, wie könnte es bei einem „geistreichen“ Team anders auch sein, Gott gibt, möchteer wissen. Daniel beschreibt letztendlich noch, dass er unbeirrt von Meinungen und Grenzen seine Art behält, live und beständig immer am Start sei,aber genauso und gerade deswegen immer authentisch bleibe. Die Playbacks sind schön smoove, sehr gut abgemischt und strotzen nur so vor Musikalität. Die Samples sind teilweise etwas rar gesät,und es fehlt ein bisschen Abwechslung. Shockwaves „littleskits“ sind in meinen Ohren zwar etwas unschlüssig im Raum stehend, aberansonsten ist seine Cutauswahl auf dem Standard anderer guter deutscher DJs. Bei Danny hat mich ein wenig gestört, dass er immer in der gleichen Tonlage bleibt und so ein wenig monoton klingt.
Fazit: Eigentlich ein Burner und genau das richtige Mittel, um aus dem HipHop-Albensalat herausstechen zu können, der gerade auf dem Markt ist und aus dem sich der Hörer eine gute LP schon mit großer Sorgfalt heraussuchen muss. Eigentlich? Naja, obowhl mir die Platte sehr gut gefällt, mindern einige Kleinigkeiten den Hörgenuss, etwa die auf Dauer ein wenig penetrant zwischen Chillen und Erklären befindliche Art Daniels, sich auszudrücken. Dazu hätten mich ein paar gute, zusätzliche Features sicher nicht gestört. Ein paar wirklich entspannte und beruhigende Tracks haben mir an mancher Stelle, gerade in der Mitte, gefehlt. Man muss dieses Album nicht direkt verarbeiten, aber sollte ihm die nötige Wertschätzung entgegenbringen und es konzentriert und mit offenen Ohren hören.
Das Album hört sich am besten am freien Tag, oder in freien Stunden, sodass man sich diesem Glanzwerk ganz zuwenden, zuhören und esgenießen kann.