Ein Literaturprofessor der Universität München hat auf Anfrage der Kollegen von noisey die Texte von Bushido, Haftbefehl und Kollegah literarisch analysiert und miteinander verglichen. Das Ergebnis, zu dem Prof. Dr. Sven Hanuschek kommt: Sprachlich und lyrisch hat Haft die Nase vorne, Kollegah ist leichter verständlich – und Bushidos Lyrcis weisen am meisten Selbstreflektion auf.
„Bei Sprache und Lyrizität bekommt Haftbefehl die höchste Punktzahl„, so der Professor. Als Grundlage seiner Analyse dienten Hanuscheck die Songs „Chabos wissen wer der Babo ist„, „King“ und „Junge„. Haftbefehl sieht er dabei von allen Beispielen am weitesten weg von der normalen Umgangssprache. „Es ist am meisten ineinander geschoben, es gibt die meisten Wortspiele, er ist auch am stärksten rhythmisiert.“
Ganz im Gegensatz zu Kollegah, der am nächsten an der tatsächlich gesprochenen Sprache bleibe, was aber auf Kosten der Lyrizität gehe. „Haftbefehl ist dichter, er hat eine Lyrizität, die Kollegah nicht in gleicher Weise hat, weil er stärker erzählt.“ Dafür sei Kollegah leichter verständlich. Zudem attestiert er dem selbsternannten Boss „durchaus interessante Reime in der Binnenstruktur. Keine Endreime, sondern innerhalb einzelner Verse.“
Bei Bushido indes sticht für ihn ein anderes Merkmal heraus, das bisher in der allgemeinen Resonanz auf das Werk des Berlines vielleicht zu wenig Beachtung fand: Die Selbstreflexion. „Hier fand ich das Besondere die selbstreflexiven Figuren, und auch die gelegentliche Selbstaufhebung der Argumentation und Aggression. Das hat nur Bushido von den dreien.“
Auch Farid Bangs Gaststrophe auf „Chabos wissen…“ findet in den Analysen von Hanuscheck Beachtung: Die Line „Ich mache sie zur Schnecke wie ein Transenchirug“ findet der Münchner Professor „sehr lustig„.