England: Lager niedergebrannt

Seit einigen Tagen toben in mehreren englischen Städten heftige Krawalle, ausgelöst durch den Tod eines Gangmembers (und Amateur-Rappers), der von Polizisten erschossen wurde.

Alle, die dem gewaltsamen Treiben eine sozialromantische Note zu geben versucht waren und die Randalierer zu politische motivierten Aufständigen hochzujazzen versuchte, dürfte nun endgültig eines besseren belehrt sein – zumindest, wenn er ein Herz für gute Musik und Indielabels hat.

Am gestrigen Dienstagmorgen fiel auch ein Lagerhaus von Sony DADC den Flammen zum Opfer. Die 20.000 qm große Lagerhalle wurde aber nicht nur vom Multi Sony, sondern auch von der PIAS Entertainment Group genutzt. PIAS ist ein Vertrieb, der die Tonträger zahlreicher Independent-Labels, unter anderem auch von Big Dada Records und Groove Attack, in England vertreibt.

Der Enfield Independent meldete gestern unter Berufung auf Augenzeugen, eine Gruppe von etwa 20 Jugendlichen mit Benzinkanistern habe das Gebäude in Brand gesteckt, nachdem sie es zunächst geplündert und dabei CDs, DVDs und Computerspiele gestohlen hätten. Das Gebäude sei fast vollständig abgebrannt, selbst Metallwände seien geschmolzen und in sich zusammengefallen. Wenigstens wurden anscheinend keine Menschen verletzt.

Die Auswirkungen könnten für manche kleine Plattenfirmen dramatisch sein, urteilt der Analyst Paul Scaife gegenüber der Tagezeitung Guardian: "Der physische Handel ist im Indie-Sektor nach wie vor essentiell und nicht alle Labels sind versichert. Das könnte der Unterschied zwischen Überleben und Konkurs sein."

rap.de gratuliert recht herzlich allen unterdrückten, unterprivilegierten Jugendlichen, die vom bösen, bösen System (oder den doofen Eltern) leider dazu gezwungen werden, mit viel Idealismus arbeitenden Indie-HipHop-Labels die Existenzgrundlage zu zerstören. Ihr seid echt Hammer, Jungs.