Oslo-Attentäter über HipHop

Spätestens seit einem gewissen Charterfolg beschäftigen sich Rap-Fans, Szene-Journalisten und nicht zuletzt engagierte Kommenatoren mit der Frage der Stunde: Was ist eigentlich noch HipHop? Stark überspitzt könnte man sogar behaupten, dass das sogenannte "Manifest" des Osloer Attentäters Anders Breivik eine mögliche Antwort auf diese Frage wäre: In klassischer HipHop-Manier sampelt der Mann Fetzen philosophischer Weltanschauungen sowie Texte und Zitate anderer Autoren zu einer wilden Collage, deren Endergebnis dann auch verstaubter klingt als es jede MPC-2000 Produktion tun könnte. Allerdings ist diese Methodik bei Musik ja dann doch weit vielversprechender als in Weltanschauungsfragen.
Überraschenderweise findet auch eine echte Oldschool-Legende Schooly D. Erwähnung in Breiviks wirrem Sammelsurium – für viele der Begründer des Gangstarap-Genres. Sein Klassiker "PSK (What does it mean?)" musste schon als Musterbeispiel für Rap mit verderblichem Einfluss auf die Jugend herhalten.
Der von Breivik namentlich erwähnte Schooly D. ist über die unerwünschte Verbindung zwischen ihm und dem Osloer Attentäter wie zu erwarten alles andere als erfreut: "That’s horrible, that they are taking MY lyrics — not really listening and not really enjoying it — and just being sick. And sick and weird as they are, they are, they not really brave", sagte er gegenüber der Zeitung "The City Paper". Insbesondere, weil besagter Song alles andere als gewaltverherrlichend sei, so ende der Text eindeutig mit dem Niederlegen der Waffen, wie die Oldschool-Legende betont: "In the song ‚PSK‘ the last thing I say is “I put the pistol down because I got a educated mind” nobody quotes that".

Das komplette Interview könnt ihr euch hier durchlesen, eine Live-Version des erwähnten Klassiker von 1985 haben wir euch auch parat, samt Songtext zum Nachlesen.
 

 

Desweiteren bediente sich Breivik auch bei dem US-amerikanischen Autor John H. McWhorter, der mit "How HipHop Holds the Black Back" eine immerhin ernstzunehmende Kritik an der amerikanischen HipHop-Kultur verfasste. Darauf Bezug nehmend fordert Breivik, dass die negativen Seiten des HipHops in den Medien zensiert werden sollten. Dann könne Rapmusik auch wieder die Selbstsicherheit von europäischen Jugendlichen fördern. Dazu müssen man HipHop lediglich als europäische Tradition "redefinieren". Aha. HipHop als europäische Tradition neu definieren? Für alle die verständlicherweise nicht glauben können, was für ein Blödsinn da geschrieben wurde, hier nochmal das von allhiphop.com kolportierte Originalzitat:
 
"(…) certain positive aspects of the hiphop movement should be allowed to survive such as break dance and positive genres of the music as long as it positively influences the self confidence of European youths and only if it can be re-defined as a European tradition and not portrayed as a ghetto/ethnic/multiculturalist lifestyle."