Nachdem sich Xatar und zwei weitere mutmaßliche Täter des spektakulären Goldraubs von Ludwigsburg, Anfang 2010 über Moskau in den Nordirak abgesetzt hatten und dort von deutschen Zielfahndern aufgespürt worden war, wurden sie von irakischen Polizisten festgenommen und zweieinhalb Monate lang in Gewahrsam genommen. Nach Aussage der drei Männer wurden sie dort dann auch gefoltert, wohl mit dem Hintergrund, dass die irakischen Behörden versucht haben sollen, den Aufenthaltsort der Beute aus den Angeklagten heraus zu pressen.
Schlafentzug, stundenlanges Stehen, Schläge und Verletzungen an intimen Körperregionen, so lauten die Vorwürfe, die bereits bei Prozessbeginn von der Verteidigung ins Feld geführt wurden. Am Dienstag nun wurde dem Gericht ein Videofilm vorgespielt, dass die Übergabe der Gefangenen an die deutschen Fahnder dokumentiert und auf dem man anscheinend erkennen kann, dass die mutmaßlichen Täter erstens "sehr erleichtert“ auf die Entlassung aus der Irakischen Haft reagiert hätten und zweitens offensichtlich Verletzungen an den Händen davon getragen hatten. Weitere Foltermethoden wurden dann unter dem Hinweis auf "intime Details“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit erörtert.
Nach einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten bezeichnete die Staatsanwaltschaft das Video nach Ansicht allerdings als "unspektakulär“ und sprach davon, man habe „gesund aussehende Gefangene“ erkennen können. Abgesehen davon, ist die Frage, ob die Tatverdächtigen im Irak gefoltert wurden, abgesehen von einer moralischen Bedeutung, im Bezug auf die Länge der Haftstrafe bei Urteilsverkündung von Belang. Bislang gehen Beobachter davon aus, dass die irakische Haftzeit im Verhältnis eins zu vier angerechnet wird, dass also die zweieinhalb Monate im Irak für zehn Monate Haft in Deutschland angerechnet werden.
Ebenfalls zu einer Verminderung der Haftzeit sollten die Geständnisse der Angeklagten führen. Wie sich das Gericht in diesem Fall allerdings entscheiden wird, bleibt nach wie vor unklar. Bislang waren drei der fünf Angeklagten zu einer Aussage bereit, wobei sich allerdings der Erkenntnisgewinn der Geständnisse in Grenzen hielt. Lediglich Xatar äußerte sich noch ein wenig detaillierter zum Tathergang. So habe der Rapper, nach einem Bericht auf dem Internetportal der Heilbronner Stimme, aufgrund von Geldmangel an der Tat mitgewirkt und weil er den Plan für "gut gehalten“ habe. 25.000 Euro soll Xatar für seine Mithilfe bekommen haben, einen zweiten Teil in gleicher Höhe habe er aber nie erhalten. Giwar H., so der Musiker mit bürgerlichem Namen, betonte, dass er großen Wert darauf gelegt habe, dass bei der Aktion niemand verletzt wird und hat nach eigenen Aussagen Requisiten wie Polizeiwesten und Polizeizubehör besorgt.
Am 15. Dezember 2009 hatten mehrere Männer auf der A81 in der Nähe von Ludwigsburg einen Goldtransporter gestoppt, unter dem Vorwand gegen die Betreiberfirma des Transports polizeilich ermitteln zu müssen. Die beiden Fahrer wurden von den Gangstern "verhaftet“ und gefesselt und danach in einem Waldstück in der Nähe von Oedheim ausgesetzt. Von der Beute in Höhe von 1,7 Millionen Euro, fehlt bislang jede Spur.
Der Prozess wird am Montag, den 6. Juni fortgesetzt.