Neue Geständnisse im Xatar-Prozess

Nun geht es also Schlag auf Schlag. Nachdem in der letzten Woche bereits Giwar H. besser bekannt unter seinem Rapper-Namen Xatar, im Ludwigsburger Goldraubprozess zu einer Aussage bereit war, äußerten sich auch in dieser Woche zwei weitere Angeklagte zur Tat. Wie die Stuttgarter Nachrichten und die Ludwigsburger Kreiszeitung am 17. Mai berichteten, hätten ein 25-jähriger und ein 27-jährigen Mitangeklagter des Rappers ebenfalls Geständnisse abgelegt. Der 25-jährige räumte ein, dass er an der Tat beteiligt gewesen ist und wolle sich "seiner Schuld stellen“, während der 27-jährige, der zur Tatzeit in Moskau weilte, lediglich zugab, dass er den Kontakt zwischen den mutmaßlichen Tätern und dem mutmaßlichen Drahtzieher der Tat, dem verhandlungsunfähigen Donald S. hergestellt habe.

Somit haben sich bislang drei der Angeklagten zur Tat geäußert, während zwei weitere Männer aus dem Raum Köln Bonn eisern schweigen.

Darüber hinaus ist es aber ohnehin fraglich, wie und ob die nun erfolgten Geständnisse überhaupt verwertbar sind. Wie wir bereits berichteten hält die Staatsanwaltschaft das Geständnis von Xatar für absolut unzureichend und fühlt sich davon richtiggehend "verarscht“. Daran dürfte sich auch mit den neuen Aussagen der beiden anderen Angeklagten nichts ändern, denn neue Erkenntnisse zum Tathergang zur Hauptverantwortung und vor allem zum Aufenthaltsort des geraubten Goldes lassen sich daraus nicht gewinnen.

Auch das Gericht zeigte sich in einer ersten Reaktion enttäuscht über den Gehalt der Geständnisse und  ließ verlauten, dass eine Verständigung in der Tat noch nicht zustande gekommen sei. Schließlich hatte der Vorsitzende Richter Geiger den Beschuldigten in der letzten Woche einen Deal angeboten, nachdem diese mit einem umfassenden Geständnis auf Hafterleichterung hoffen dürfen.

Das Geständnis von Xatar lieferte allerdings nur das, was die Strafverfolgungsbehörden ohnehin schon mehr oder weniger wussten. Xatar räumte ein, dass er selbst an der Tat beteiligt gewesen sei plus zwei seiner Mitangeklagten. Außerdem belastete er den mutmaßlichen Drahtzieher der Tat, den schwerkranken Donald S. sowie einen bislang unbekannten Täter namens "Sahin“. Dieser habe nach dem Raub auch das Gold in Empfang genommen und die Beute versteckt, so Xatar vor Gericht. Staatsanwalt Scheck hält diesen "Sahin“ allerdings für eine bloße Erfindung und vermutet einen weiteren Täter aus dem Umfeld des Rappers.
Falls sich Richter Geiger dieser Argumentation anschließen sollte und ebenfalls zu dem Ergebnis kommt, dass die Aussagen der Angeklagten nicht ausreichend oder unwahr sind, dann dürfte der geplante Deal hinfällig sein. 

Noch immer ist nämlich nicht genau geklärt, was am 15. Dezember 2009 in der Nähe der Autobahn 81 genau passiert ist. Klar ist lediglich, dass der Goldtransporter mit Altgold im Wert von 1,7 Millionen von angeblichen Polizisten gestoppt wurde und diese dann die Fahrer des Transporters wegen angeblicher Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung "festnahmen“. Wie viele Täter insgesamt an dem Coup beteiligt waren und wo das Gold derzeit lagert, konnte bislang nicht ermittelt werden.  

Daran änderten auch die neuen Aussagen der Beteiligten nichts, auch wenn der 25-jährige die Tat aufrichtig bereute und der 27-jährige seine Mitwisserschaft einräumte. Der 27-jährige galt lange Zeit als Kopf der Bande, beteuerte allerdings seine Unschuld, belastete darüber hinaus ebenfalls Donald S. und gab zu Protokoll, dass dieser ihn schon mehrfach für "kriminelle Aktionen“ anheuern wollte. "Er habe daran aber kein Interesse gehabt – anders als sein verschuldeter Freund, der Rapper. Er habe die beiden deshalb miteinander bekannt gemacht – wohlwissend, dass Donald S. plante, bei einem Schmuckhändler große Mengen Gold "abzugreifen"“, so die Stuttgarter Nachrichten.

Der Prozess selbst geht am ersten Juni in die nächste Runde.