Palin greift Common an

Es ist ein weiteres Lehrstück im US-amerikanischen Empörungsjournalismus: First Lady Michelle Obama muss sich derzeit scharfer Kritik von Seiten konservativer Meinungsmacher in den Vereinigten Staaten erwehren. Die Ehefrau von Präsident Barack Obama plant für den heutigen Mittwoch einen Gedichtabend im Weißen Haus, wozu sie auch den Rapper Common aus Chicago eingeladen hat. Dieser sei jedoch "widerwärtig“, ereifern sich konservative Medien und auch die republikanische Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin – und beziehen sich in ihrer Begründung auf ein Gedicht Commons aus dem Jahr 2005.

Die ehemalige Gouverneurin von Alaska twitterte am gestrigen Dienstag:

Der verlinkte Artikel von der Nachrichten-Website “The Daily Caller“ bezeichnet den Rapper als "kontrovers“ und bezieht sich dabei auf ein Gedicht namens "Letter To The Law", das Common im Jahr 2005 in der Fernsehsendung "Def Poetry“ vorgetragen hatte. Das Gedicht ist aus der Perspektive eines radikalen schwarzen Jugendlichen geschrieben und enthält zahlreiche Referenzen an durchaus gewaltbereite Aktivisten wie Malcolm X, die Black Panther Party oder Public Enemy. Der Leser erhalte “Extrapunkte”, wenn er es schaffe, alle in der Strophe enthaltenen Todesdrohungen zu zählen, schreibt Autor Neil Munro süffisant.

Zeilen wie: "Tell the preacher, God got more than one son / Tell the law, my Uzi weighs a ton / I walk like a warrior / from them I won’t run” würden beweisen, dass Common ein “widerwärtiger” Rapper sei, der Gewalt gegen die Obrigkeit propagiere, so das Nachrichtenportal. Das Wortspiel “Burn a Bush, cause for peace he no push no button” sei wiederum ein Aufruf gewesen, den damaligen US-Präsidenten George W. Bush zu ermorden.

Zahlreiche weitere Medien griffen den vermeintlichen Skandal auf und forderten die Ausladung des angeblichen Skandalrappers. Auch Commons tatsächlich fragwürdige Ansichten zu gemischtrassigen Beziehungen – er sei mit ihnen "nicht einverstanden“, sagte er etwa 2005 in einem Interview-, wurden in der Debatte wieder zum Thema. 
Der Nachrichtensender FOX News wies außerdem auf die Verbindungen Commons zum umstrittenen Pastor Reverend Wright aus Chicago hin. Der Geistliche war bereits im Präsidentschaftswahlkampf von 2008 ein Thema, nachdem auch Barack Obama ein Mitglied seiner Kirchengemeinde war und Wright in dieser Zeit zahlreiche antisemitische und antiamerikanische Äußerungen getätigt hatte.

Common selbst reagierte gelassen auf die Kontroverse:

So apparently Sarah Palin and Fox News doesn’t like me. @rolandsmartin http://fb.me/wtbMKgKOless than a minute ago via Facebook Favorite Retweet Reply


Vom Weißen Haus liegt zur Stunde noch keine Stellungnahme vor.