HipHop Journalismus – wohin? Dieser Frage stellten sich kürzlich auf Einladung vom splash!Mag und moderiert von der einzig wahren Visa Vie die Kollegen Marc Leopoldseder (splash!Mag), Toxik (hiphop.de), Sascha Ehlert (Juice), Ayke Süthoff (Noisey), Davide Bortot, Ralf Theil und meine Wenigkeit. Und um gleich mal einen Beitrag zur Transparenz zu liefern: Ja, wir haben alle ein Paar neue Schuhe für unsere Teilnahme geschenkt bekommen.
In der Diskussion geht es auch um solche Fragen: Wie unabhängig ist der Rapjournalismus? Welche Rolle spielen Kumpaneien zwischen Redakteuren und Rappern? Und natürlich die Gretchenfrage: Wie hältst du es mit dem Gossip? Den Ankündigungen von Tracklisten, den Androhungen via Twitter und den guten, alten Stadtverboten? Alles spannende Fragen.
Falls es bei der Diskussion aufgrund von Zeitmangel oder rhetorischer Mängel meinerseits nicht ganz klar geworden sein sollte: Der Standpunkt von rap.de in diesem Themenkomplex ist klar. Ja, wir berichten auch über Dinge, die nicht direkt mit Musik zu tun haben. Rapper, die mit Aktionen auf Homophobie aufmerksam machen gehören dazu, Rapper, die Videos ihrer Ex-Signings sperren lassen, auch. Stadtverbote und zusammenhanglose Beleidigungen bei Twitter jedoch nicht.
Die Grenze zwischen dem, was berichtenswert ist und was nicht, muss immer wieder neu gezogen werden. Auch wir als rap.de-Redaktion wollen uns da nicht von zum Teil berechtigter Kritik an einer Boulevardisierung und allegemein unkritisch Haltung ausnehmen. Auf der anderen Seite: Waren wir eigentlich die einzige Rap-Redaktion, die Probleme mit dem latenten Antisemitismus eines Songs wie „Hausverbot in Tel Aviv“ hat und dies auch schreibt? Gerade, was die Dauerbrenner (Antisemitismus, Schwulenhass, Frauenverachtung) angeht, wird noch größtenteils zu viel durchgewunken, verharmlosend relativiert oder einfach totgeschwiegen. Gut, dass nun zumindest mal darüber geredet wird. Ob es auch spürbare Auswirkungen auf die Praxis gibt, bleibt abzuwarten.