Nachdem am gestrigen Tage Fler mit seinem offenen Brief an Farid Bang eine Deutschap-weite Diskussion über die politische Positionierung seiner selbst losgetreten hatte, bringt sich nun auch unser ehemaliger Chefredakteur Marcus Staiger in besagte Debatte ein.
Auf seinem eigenen Webblog „Staiger der Observer“ stellte er in einem an Fler gerichteten Beitrag fest:“Nun hast du sie also doch gezogen, die dumpfe Nationalismus-Karte und damit alles bestätigt, was man dir in den letzten Jahren unterstellt hat„. In der Vergangenheit war Fler immer wieder damit konfrontiert worden, er würde zu sehr mit nationalistischem Pathos werben, sowie zu versuchen, seine Fans am rechten Rand zu fischen.
Dies gipfelte darin, dass sich die NPD auf ihren Wahlkampf-Anschreiben bei Fler-Zitaten bediente. Dieser verklagte die NPD daraufhin. Doch nachdem jetzt wieder die Nationalismus-Keule geschwungen wurde, hieß es von Seiten Staigers:“ Ich hoffe du weinst dann nicht wieder rum, wenn die NPD auch diese Aussagen in einem ihrer nächsten Wahlkampfanschreiben benutzt, denn leider passen sie bei denen nur allzugut ins Konzept„. Aber nicht nur in das Konzept der NPD:“Offensichtlich passen deine Worte aber auch noch anderen Leuten ins Konzept, was die Reaktionen auf Deinen Post deutlich machen“. Sinngemäß heißt es dort, neben den kritischen Stimmen, auch:“Endlich sagt’s mal einer. Recht hat er, der Fler. Das mit den Ausländern stinkt mir schon lange“.
Dies würde Fler zum „Thilo Sarrazin der Rap-Gemeinde“ machen und „der unerschrockene Kämpfer gegen die politische Korrektheit“ wäre, da er „das sagt, was andere denken„.
Das hier aus einer persönlichen Differenz zwischen zweier Rapper eine übergeordnete Nationalismus-Debatte geworden ist, in welcher bewusst verbalisierte Abgrenzung geschieht, zeigt sich deutlich darin „ wenn du von „wir“ und „ihr“ sprichst. Der Unterschied besteht also zwischen „euch“ und „denen“ – „euch“, die ihr deutschen Blutes seid und „denen“, deren Eltern oder Großeltern aus anderen Ländern eingewandert sind“
Auch auf die an vielen Stellen geäußerte Kritik im Bezug auf einen eventuell eigenen Migrationshintergrund von Fler ging Staiger ein „Wenn ich mir deinen Nachnamen anschaue und ein wenig recherchiere, kann man schnell feststellen, dass Deine Vorfahren wohl aus der Slowakei eingewandert sind“
Das für eine konstruktiv und sinnvoll geführte Integrationsdebatte, Aussagen wie die von Fler, äußerst kontraproduktiv sind und vorhandene Probleme nicht lösen, sondern diese nur weiter extremisieren, wurde von Staiger ebenso klargestellt „Weißt du Fler, genau das sind die Aussagen, die ein Zusammenleben zwischen „uns“ und „denen“ so schwierig machen. Es ist nicht die Forderung, dass sich alle einigermaßen korrekt verhalten sollen, es ist die damit verbundene Botschaft hier nicht gewollt zu sein. Es ist das Gefühl, nur geduldet zu sein„. Beziehungsweise „gesagt zu bekommen: „Halt die Fresse, ansonsten kannst du gehen„.
Wer im Glashaus gesessen hat, sollte trotz seiner Befreiung aus diesem, die Steine besser aus der Hand legen, denn “ das Gefühl nicht gemocht zu werden“ die Aufforderung „Pass dich an oder verpiss dich!“, „Das Gefühl kennst Du, oder?“ Auch wenn diese nun nicht mehr relevant für ihn wären, so würde es seine Lebensrealtität oder die seiner Hörer trotzdem betreffen „Ein Gefühl, aus dem Du Dich persönlich vielleicht heraus gearbeitet hast, in dem ein Teil deiner Freunde und Anhänger aber immer noch feststecken“.
Das die Sozialstaatsdebatte außerdem von der falschen Seite her aufgezogen würde, bzw. die Nationalstaat-Zugehörigkeitsfrage eine unnötige wäre veranschaulicht Staiger wie folgt „Du, Ihr und sie – WIR auf der einen Seite und Deutschland auf der anderen Seite, sind nicht eins“. Das Sozialsystem und das hervorheben von diesem bezeichnet er ebenso als eine Farce „Dir, Euch und denen – UNS geht es schlecht, damit es Deutschland gut geht. Billiglöhne, Hartz IV, weniger Jugendzentren und all die anderen Strukturreformen, die unseren Kopf ficken, das alles passiert im Dienste der Nation“
Da Fler mittlerweile mit solchen Problemen nicht mehr zu kämpfen hätte, meint Staiger “ Deshalb spreche zu denen, die deinen Post so abfeiern und die im ganz normalen Leben stehen – so wie du früher Patrick“. Am Ende „nützt Dir und Euch und uns gar nichts, wenn wir dabei Nationalflaggen schwenken, wenn man in dieser Scheiße langsam versinken„.
Abschließend wünscht Staiger Fler noch „Viel Spaß beim Kampf, aller gegen alle. Der wahre Gegner steht nur leider ganz woanders„.
Ach Fler – Brief an den Thilo Sarrazin der deutschen Rap-Gemeinde … http://t.co/sFEwZJynIW
— Marcus Staiger (@StaigerRoyal) November 14, 2014
Offensichtlich gab es zwischen den beiden mittlerweile aber eine Aussprache.
@FLER reden hilft. Danke für den Anruf. Ich glaub trotzdem an Veränderung. Bis bald. #solidarität — Marcus Staiger (@StaigerRoyal) November 14, 2014