Bözemann ein Antisemit?

Als wir vor zwei Tagen das neue Bözemann-Video auf unsere Seite packten, wussten wir, dass das zu wilden Diskussionen führen würde. Da wir allerdings eine journalistische Plattform sind, ist es unsere Aufgabe die Dinge innerhalb der Szene so darzustellen wie sie sind und nicht, nur Künstler auf die Seite zu packen, die wir musikalisch wie inhaltlich feiern. Die Reaktionen auf "Bitterkalt" zeigen ja auch, dass diesbezüglich ein Diskussionsbedarf besteht und das Veröffentlichen des Videos sowie eines Interviews sind unser Beitrag dazu.

Ihr habt Recht, wenn ihr sagt, dass Antisemitismus und das Diskriminieren von Menschengruppen nicht akzeptabel sind und in der heutigen, aufgeklärten Gesellschaft nicht stattfinden sollten. Andererseits scheint es in letzter Zeit auch oder gerade im Hip Hop ein Bedarf nach übersteigertem Nationalgefühl zu existieren. Das ist in einer Kultur wie Hip Hop, die nach unserem Verständnis per se antinationalistisch sein sollte, sehr bedauerlich und wir fragen uns selbst, warum das so ist? Da es aber so ist, bilden wir es auch ab.
Wir denken, wer sich den Einleitungstext unseres Bözemann-Artikels durchgelesen hat, wird zweifelsohne feststellen, dass wir den Interpreten hier nicht künstlich "pushen" wollen. Wir halten aber das Thema für so relevant, und die Reaktionen darauf bestätigen uns, dass wir eine Berichterstattung beschlossen haben.

Auf jeden Fall haben wir ein offizielles Statement von Bözemann eingefordert und folgende Antwort von  Engin, dem Manager des Künstlers bekommen:

"Zuerst einmal möchte ich euch sagen, dass wir als das Management von Bözemann das Problem aus den alten Videos in den Videoplattformen kennen. Auch Bözemann hat sich vor langer zeit von den alten Videos distanziert und hat sich darum bemüht, die Videos entfernen zu lassen, vergebens. Sobald ein oder zwei Videos raus genommen wurden, kamen zehn Weitere rein. Einige Fans haben es immer wieder bei Youtube und Co hochgeladen und es war einfach nicht möglich, das Problem in den Griff zu bekommen. Wir als das Management  haben bereits seit Tagen damit zu tun, Videos auf Youtube zu entfernen, damit diese Videos, die auch für uns nicht akzeptabel sind, raus kommen. Das Bözemann auch völlig andere Musik macht beziehungsweise Texte, das weiß fast keiner und um das klarzustellen, haben wir uns auch vorgenommen, Bözemanns Image rein zu waschen was die Antisemitismusvorwürfe angeht.

Fakt ist: Bözemann ist weder fremdenfeindlich noch ein Antisemit, dass er damals in den alten Videos das Ganze so rübergebracht hat, war sicherlich ein Fehler. Wir waren am Anfang selbst schockiert, als wir mit ihm in Kontakt traten, und haben das Problem besprochen, was er auch verstand. Wie auch immer, selbst die heutigen Rap-Stars haben vor ihrem Durchbruch die übelsten Texte geschrieben und sind heute eine andere Person. Niemand redet darüber. Bözemann soll ja böse texte schreiben, über jeden und jedes Thema. Dazu gehört auch mal solch ein Track wie "Bitterkalt“. Auf dem Album sind 16 weitere, weniger nette Tracks drauf und das was wir wollten ist auch eingetreten. Die einen hassen ihn und die anderen lieben den und wollen nichts an ihm ändern. Wir sind wirklich nonstop daran, die Vorurteile aus der Welt zu schaffen und Bözemann ins bessere Licht zu rücken.

Wenn ihn keiner mag, so soll derjenige einfach seine Zeit anderes verbringen und nicht Musik oder Videos ansehen, die ihm nicht passen, egal aus welchem Grund. Aber eins können wir euch garantieren: Wir distanzieren uns von den Vorwürfen, dass Bözemann ein Antisemit ist. Wir alle sind Ausländer und auch ich weiß als Türke, Bözemann hat damals, als das Video gegen Massiv gemacht wurde, mit dem Diss den Vogel abgeschossen. Wenn jemand einen Fehler gemacht hat, so muss man auch in der Lage sein, dass irgendwie gutzumachen, und genau das machen wir grad indem wir gute neue Musik machen. Wenn irgendjemand eine Frage hat, so kann man gerne eine Mail senden, ich antworte persönlich."

Wir denken, dass mit diesem Statement längst nicht alles geklärt ist und wir finden es auch bedauerlich, dass sich der Künstler selbst nicht zu den Vorwürfen geäußert hat.
Die Diskussion dürfte daher nicht beendet sein.