Es gibt neues aus der Rubrik „eigenartige Lebensläufe“. Verantwortlich diesmal: Gangster-Rap-Koryphäe der ersten Stunde, Ice-T. Die Wege des Herrn sind wie wir alle wissen unergründlich, und die U.S. of A. das Land der (scheinbar) unbegrenzten Möglichkeiten. Daher kommt es eben hin und wieder mal vor, das ein ex-Drogenhändler mit Ausgeprägter Anti-Haltung jeglicher Staatsmacht gegenüber sich mir nichts dir nichts als Polizei-Kommisar in der US-Serie „Law & Order“ wiederfindet.
Der Grat zwischen „fuck the police“ und „dont fuck with the police“ ist manchmal eben doch schmaler als man meinen möchte. Lange Rede, kurzer Sinn: Musikalisch ist es um Ice-Motherfucking-T seit seinen Exkursen in die Film und Fernsehwelt mehr oder weniger mucksmäsuchenstill geworden. Man hatte deutlich größere Chancen ein neues Bild des imposanten Hinterteils seiner Lebensgefährtin Coco zu Gesicht als neuen musikalischen Output des einst so umtriebigen Mannes zu Gehör zu bekommen.
Einen Fehler darf man jedoch nicht machen: Ice-T im HipHop-Kontext komplett abzuschreiben. Denn mit „Something from Noting – The Art of Rap“ kommt nun am 15. Oktober Deutschlandweit eine vom Meister selbst dirigierte Dokumentation über die Kunstform des Wortspuckens auf DVD in den Handel.
Alte Liebe rostet eben nicht. Und da Ice laut eigener Aussage nicht einfach so hinnehmen kann, dass eine neue Generation Rap-Hörerschaft heranwächst, welche eine nicht tolerable Ignoranz der eigenen Kultur gegenüber an den Tag legt, hat er sich konsequenterweise zur Aufgabe gemacht, an den Grundfesten dieses Umstandes zu rütteln.
Herausgekommen ist eine aufschlussreiche Odyssee quer durch die verschiedensten Protagonisten des Genres. Mit Old-School Legenden der Gewichtsklasse Afrika Bambaataa, Chuck D & Grandmaster Caz, richtungsweisenden Persönlichkeiten aus der Liga Ice Cube, KRS-One, Nas & Snoop Dogg und etwas aktuelleren Millionen Sellern á la Kanye West & Eminem, gibt sich unbestrittenerweise die Creme de la Creme exquisitester Interviewpartner gegenseitig die Klinke, beziehungsweise das Mikrofon, in die Hand.
Mit „Something from Noting – The Art of Rap“ legt Ice-T ohne Zweifel eine tonnenschwere Geschichtsstunde vor. Dank einer Vielzahl von Live-Auftritten, exclusiven Einblicken und aufschlussreichen Gesprächen mit teils monumentalen Persönlichkeiten der HipHop Kultur, ist in dieser Doku voraussichtlich sowohl für den interessierten Laien als auch für den Szene-affinen Nerd geeignet, noch die ein oder andere Wissenslücke zu schließen.