Nach Reggae-Ausflügen zusammen mit dem „entfernten Verwandten“ Damian Marley, geht es nach zweijähriger Pause also zurück zum Rap. „Life is good“ – okay, das glaubt man dem gebürtigen Nasir Jones auf Anhieb, aber was hat einen zu erwarten, wenn man ein neues Nas-Album in den Händen hält, bei so einem Titel? Zahnloser R’n’B und Cro’sche Raop-Lobeshymnen auf das achso geile Leben etwa? Annehmen könnte man es, immerhin kann der New Yorker mit seinen 38 Lenzen nicht mehr über den Street-Hustle rappen wie zu „Illmatic„-Zeiten, schaut er doch auf eine nahezu beispiellose Karriere im Rap-Biz zurück.
Glücklicherweise kann der Queensbridger jegliche schlimme Befürchtung bereits im opulent-produzierten Opener „No Introduction“ wegwischen. Auf einem von Streichern und Pianos untermalten Instrumental reißt Nasty Nas seine Karriere und sein Leben runter. Der nächste Song „Loco-Motive“ ist von NO I.D. produziert und erinnert mit seinem straighten Pianoloop und Boom-Bap-Drums unweigerlich an Nas´Anfangstage und Songs wie „N.Y. State of Mind„, am Mikro wird er von HipHop-Urgestein Large Professor unterstützt. Einen überraschend guten Part liefert Rick Ross auf „Accident Murderers“ ab. Wer, so wie ich, Officer Ricky als Purp-trinkenden Trap-Rapper abgestempelt hat, wird überrascht sein, was der Kerl am Mic alles drauf hat.
Wie Nas schon angekündigt hat, ist „Life is good“ eines seiner persönlichsten Alben. Konsequenterweise ist einer der Höhepunkte des Albums das intime „Daughters„, über einen wunderbar souligen Beat beschreibt Nas die Beziehung zu seiner Tochter mit ihren Höhen und Tiefen.
„They grow fast, one day she’s your little princess / Next day she talking boy business, what is this/ They say the coolest playas and foulest heart breakers in the world/ God gets us back, he makes us have precious little girls.“
Der obligatorische Clubbanger darf natürlich nicht fehlen. Swizz Beatz legt Nas eine perfekte Grundlage mit pumpenden Bässen und durch Miguels halb gerappten und halb gesungen Part wird „Summer on Smash“ perfekt abgerundet. Schade, dass es keinen Sommer dazu gibt. Das nächste Highlight des Albums ist „The Don„, das Instrumental erinnert mit seinem immer wieder wiederholten Sprachsample ein wenig an „A Milli“ von Lil Wayne, die böse drückenden Bassdrums tun den Rest und Nas spittet so hungrig wie zu Beginn seiner Karriere – so und nicht anders zementiert man seinen Ruf als Don des New Yorker Raps.
„You hold cracks in your asscrack/ I never did that, my socks where my stash was at/ Yo, I used to listen to that Red Alert and Rap Attack/ I fell in love with all that poetry I mastered that„
Ein weiteres überraschendes Feature ist die leider viel zu früh dahingeschiedene Soul-Ikone Amy Winehouse. Über einen erneut sehr souligen Beat lässt die exzentrische Diva ihre Stimme wie Butter fließen, Nas‚ Reibeisenstimme bietet dazu den perfekten Gegenpol.
Alles in Allem ist „Live is good“ wahrscheinlich tatsächlich Nas‚ bestes Album seit „Stillmatic„, mit vielen Soul-Einflüssen und an den richtigen Stellen gesetzter Härte. Das Album bietet keinen richtigen Durchhänger, sondern ist von vorne bis hinten sehr gut und interessant produziert, mit durchaus gut gewählten Features von: Large Professor, Rick Ross, Mary J. Blige, Anthony Hamilton, Miguel, Victoria Monet und Amy Winehouse. Ein in sich schlüssiges und durchdachtes Album, das nicht nur der Timbs-und-Hoodies Fraktion gefallen dürfte, sondern womöglich auch den Skinny-Jeans-tragenden Mac Miller– und OFWGKTA-Fans.