Es ist doch gar nicht so schwer: Man beginnt niemals einen Song mit “Bruder , lass den Kopf nicht hängen“ oder ähnlich abgedroschenen Phrasen. Wendungen wie “Herz aus Stein“ und Vokabeln wie “kalt“ , “finster“ und “eisig“ setzt man sparsam ein, am besten gar nicht, wenn man damit sein Leben oder den Asphalt beschreiben möchte. Und anstatt auf Pianobeats reflexartig Behauptungen vom Schlage “Wir leben hier an einem finsteren Ort“ in den Raum zu werfen, versucht man dem Hörer mit ein paar Anekdoten klarzumachen, was genau man denn an Essen so abscheulich findet.
So einfach wäre aus “Vom Glück zurück“ von PA Sports ein geiles Streetrap-Album geworden. Der Essener hat schließlich die perfekte druckvolle Stimme für das Genre, und mit Johnny Pepp, Joshimixu und anderen auch Producer am Start, die den passenden Soundteppich für Stories zwischen Block, Benz und Straßenromantik stricken.
“Ich nehme euch alle mit hinter die Kulissen“, verspricht PA auf dem Intro. Klingt doch vielversprechend. Auf “Narben der Zeit“ umreißt der junge Mann einleitend sein Leben zwischen enttäuschter Liebe, Schulabbruch und Knastaufenthalt. Mensch, der kann was erzählen vom Leben, denkt man sich. Tu ich aber nicht, dachte sich wohl PA Sports und so leitet er den Hörer von einem Allgemeinplatz zum nächsten.
Auf “Sie ist eine Hure“ etwa widmet er sich gemeinsam mit KC Rebell seinen Beziehungsproblemen: “Meine Welt ist kalt, ich brauch Liebe und Halt/ doch du erzeugst in mir nur Hass und Gewalt“, klagt PA über sein Leben und Liebesleid, vielmehr erfahren wir aber auch nicht, außer, dass “eine Hure eine Hure bleibt“ und sein “Leben fickt.“ In dem Song “Ich wollte nie sein wie ihr“ geht’s dann darum, dass, ja dass er eben nie sein wollte wie – ja wie wer eigentlich? Aus Zeilen wie der folgenden ist das leider nicht ersichtlich “Ich wollte nie sein wie ihr/ mich hat das nie interessiert, ich hatte mein Ziel im Visier.“ Grob wird dann irgendwas über Glamourwelt und oberflächlichen Partygängern angedeutet, man würde aber gerne mehr darüber erfahren. Schließlich dreht sich die Hälfte des Albums doch darum, dass hier ein junger Mann enttäuscht und frustriert von der Welt ist, sich verlassen und missverstanden fühlt. Wie gern ich ihm helfen würde, ja vielleicht könnte ich mich ja sogar mit seinen Geschichten identifizieren – nur dafür müssten sie erst mal erzählt werden.
Die andere Hälfte von “Vom Glück zurück“ bilden aggressive Songs wie “Pasozial 2“ und “Volles Magazin“. Textlich geht da auch nix, aber wenigstens sind sie Bombe produziert und PA packt den einen oder anderen unerwarteten Flow aus. Musik zum laut pumpen und bedrohlich dreinblickend durch die Stadt fahren – funktioniert, hört sich auch super an und über Zeilen wie “Ich rhyme wie ein geistig Behinderter mit dem Terrorbonus“ kann man nach einem kurzem Moment der Irritation dann doch hinwegsehen (aus: “Kurzer Prozess“).
Auf keinen Fall dürfen Songs wie “Schick mir ein Zeichen“ unterschlagen werden, in dem PA mit einer Geschichte über sein abgetriebenes Kind eine unerwartete Nahaufnahme bietet. Oder die Curse-Hommage “Wahre Liebe 2012“, in der er seine Enttäuschung von der bösen/finsteren/kalten Welt und dem noch sehr viel eisigeren Straßenbelag sehr pathetisch, aber wenigstens konkret auf den Punkt bringt: “Glaubt ihr an die Wahre Liebe? Glaubt ihr, dass die Menschen da blieben, wenn die Fassade fiele?“. Lieber PA Sports, die Hörer würden bleiben, es würden sicher sogar welche hinzukommen, wenn die Fassade aus Phrasendrescherei und Allgemeinplätzen fallen würde – was auf „Vom Glück zurück“ leider zu selten der Fall ist. Der Blick hinter die Kulissen? Ein leeres Versprechen, eine Mogelpackung. Schade um die atmosphärische Produktion, schade um die prägnante Stimme und die guten Flows.