Die Urheberrechtsdiskussion hat in letzter Zeit, auch unter dem Eindruck des YouTube-Urteils, wieder an Fahrt gewonnen. Gestern hat sich auch Schwartz von Hirntot zu Wort gemeldet – übrigens nicht zum ersten Mal. Anlässlich eines Kommentars von rap.de-Chefredakteur Oliver Marquart hatte sich der Hirntot-Rapper bereits vergangenen August in einem recht polemischen Blog geäußert.
In seinem neuen Beitrag verzichtet er dagegen weitgehend auf Polemik. An seiner Haltung hat sich jedoch nichts geändert, er bricht erneut eine Lanze für das Urheberrecht. Als Einstieg wählt er einen Vergleich, ja, ein Gleichnis: Der Gemüsehändler Jack ist bei seinen Kunden sehr beliebt, allerdings bezahlen diese ihre Waren nicht, sondern nehmen sie einfach so mit. "Dem beachtlichen Wahlerfolg der Piratenpartei ist es zu verdanken, dass man allen Ernstes darüber debattiert, ob Jack die Leute nicht einfach klauen lassen sollte, wenn sie doch wollen, und dass es doch nicht sein könne, dass jeder, der halt mal was mitgehen lässt, kriminalisiert würde, usw."
Schwartz stellt auch klar, dass er nicht von einem hermetisch abgeriegelten Internet unter totaler staatlicher Kontrolle träumt. "Ja, auch ich bin für ein freies Internet. Auch ich nutze oft und gerne Wikipedia, auch ich halte es für überzogen, eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht zu bekommen, wenn man z.B. ein Gedicht von Gottfried Benn zitiert – darüber muss man nicht diskutieren. Dass jemand sich mal eine CD von einem Kumpel brennen lässt, dass jemand seine Lieblingstracks auf YouTube lädt, das ist an sich alles okay. (…) Seit Kunst kopiert werden kann, wird sie kopiert."
Auch der Erfolg seines eigenen Labels, Hirntot sei zu einem großen Teil dem Internet zu verdanken. "Dank des Internets konnte Hirntot Records seine Musik einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen, mit Freetracks und Musikvideos werden CDs promotet, und das alles ist in erster Linie cool."
Dann kommt Schwartz auf das Problem, wie es sich aus seiner Sicht darstellt: "Für die einen ist Filesharing ein stinknormales Phänomen der Internetnutzung, und das habe man zu akzeptieren, und es bringe ja auch nichts, jeden einzelnen Downloader zu kriminalisieren. Auf der anderen Seite sind es in der Regel die Kreativen, also Künstler selbst, Angestellte von Plattenfirmen und Filmfabriken oder auch mal der ein oder andere Journalist, dem langsam dämmert, was für Folgen ein ausgehebeltes Urheberrecht auch für ihn haben könnte, die entweder ans Gewissen der Leute appellieren oder eine Kontrolle des Internets fordern, durch die Bank jedenfalls darauf beharren, für ihre geistige Leistung auch entsprechend entlohnt zu werden."
Die Piratenpartei scheint Schwartz besonders gefressen zu haben. "Das gängige Beispiel, was auch gerne die Piratenpartei-Leute anbringen, nämlich dass man illegales Filesharing legalisieren solle, weil es ja eh jeder täte, ist zugleich das dämlichste. Mit der gleichen Begründung kann man Pinkeln-ins-Schwimmbecken im Freibad, jedes Tempolimit im Straßenverkehr oder Koks entkriminalisieren."
Unabhängig davon, ob man ihm nun in allen Punkten zustimmen mag oder nicht – einen interessanten Diskussionsbeitrag liefert Schwartz auf jeden Fall. Das ganze Blog findet ihr hier.